Bamako. Die Soldaten kamen in der Nacht, besetzten das Gebäude des staatlichen Rundfunks und in den frühen Morgenstunden auch den Präsidentenpalast in der malischen Hauptstadt Bamako. Den, den sie suchten, Staatschef Amadou Toumani Touré, fanden sie allerdings nicht. Toumani Touré, der das westafrikanische Land am Niger seit 2002 regiert, war nicht in seinem Bett, sondern Medienberichten zufolge bereits auf eine nahe Militärbasis geflüchtet.

Die Putschisten unter der Führung von Hauptmann Amadou Sanogo erklärten ihn sowie das "inkompetente Regime" trotzdem für abgesetzt. "Alle Institutionen" des Landes seien ab sofort aufgelöst sowie die Verfassung außer Kraft gesetzt, sagte Soldatensprecher Amadou Konare in einer Ansprache im nationalen Rundfunk am Donnerstag. Als Grund für die Aktion nannte er die "Unfähigkeit" der Regierung Touré, mit den Rebellen im Norden des Landes, wo seit mehreren Jahren Angehörige des Tuareg-Volkes für Autonomierechte kämpfen, fertig zu werden. Weil die Nomadenstämme um ihre Unabhängigkeit und Freiheit fürchten, war es in der Vergangenheit immer wieder zu Übergriffen gegen Militärs und Geiselnahmen gekommen, wogegen die Armee ihrerseits mit Gewalt vorging.

Soldaten forderten Waffen

Um weiteres Unheil abzuwenden, habe daher ein "Nationales Komitee für die Errichtung der Demokratie und die Wiederherstellung des Staates" die Macht übernommen, erklärte der Sprecher. Wie die Nachrichtenagentur AFP meldete, seien in der Nacht mehrere Minister, darunter Außenminister Soumeylou Boubeye Maiga, festgenommen worden. Eine Bestätigung der Angaben vonseiten der Regierung lag nicht vor.

Präsident Touré sowie die beiden Minister für Sicherheit und Verteidigung sollen sich laut eigenen Angaben auf einer Militärbasis in Bamako befinden. Er sei in Begleitung seiner Präsidentengarde und gebe von dem Stützpunkt aus die Befehle, hieß es aus regierungstreuen Militärkreisen und dem Umfeld des Präsidenten, der selbst vor zehn Jahren durch einen Putsch an die Macht gekommen war. Eigentlich hätte der Staatschef nach den für April anberaumten Wahlen ohnehin zurücktreten wollen.

Touré hatte sich zuletzt bei den Armeeoffizieren unbeliebt gemacht, nachdem sich seine Regierung mit den Militärs nicht auf eine gemeinsame Linie im Kampf gegen den Widerstand der Tuareg einigen konnte. Die wiederholten Forderungen der Soldaten nach zusätzlichen Waffen sowie nach einer besseren Ausrüstung blieben allerdings unerfüllt.

EU verurteilt Putsch

Im Ausland wiederum wurde der Staatsstreich der Soldaten in Mali mit Besorgnis registriert und verurteilt. So rief die EU-Außenpolitikbeauftragte Catherine Ashton am Donnerstag in einer schriftlichen Stellungnahme "zur Wiederherstellung der verfassungsgemäßen Ordnung und zur Abhaltung demokratischer Wahlen so bald wie möglich" auf.

In Frankreich, Malis ehemaliger Kolonialmacht, erklärte Außenminister Alain Juppé, dass seine Regierung die Zusammenarbeit mit Mali zwar ausgesetzt habe, aber die humanitäre Hilfe an die Bevölkerung aufrechterhalte. Wie Ashton forderte Juppé die Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung sowie die planmäßige Durchführung der für 29. April geplanten Wahlen.

Die Afrikanische Union wiederum erklärte, sie sei über die Ereignisse in Mali zutiefst besorgt. Auch die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft zeigte sich beunruhigt und betonte, sie werde Gewalt in dem Land nicht dulden. Wenige Stunden vor dem Putsch hatte UN-Generalsekretär Ban Ki-moon noch zu Ruhe und Besonnenheit aufgerufen. Alle politischen Differenzen müssten auf demokratischem Wege gelöst werden, sagte er. Der UN-Sicherheitsrat wollte sich am Donnerstag bei einem Dringlichkeitstreffen mit Mali befassen. Das österreichische Außenministerium sprach unterdessen eine Reisewarnung für Mali aus. "Es wird vor allen Reisen nach Mali gewarnt", hieß es auf der Homepage des Ministeriums. "Die Lage ist derzeit unübersichtlich."

Alle Flüge aus Bamako wurden gestrichen. Kenias Außenminister Moses Wetangula, der gerade zu Besuch in Mali ist und am Mittwoch zurück nach Nairobi fliegen sollte, saß in einem Hotel fest.