TImbuktu. Nach der Einnahme der Städte Gao und Kidal im Nordosten von Mali haben die Tuareg-Rebellen die Oasenstadt Timbuktu eingenommen. Sie haben ihre Flagge auf mehreren Gebäuden gehisst, nachdem Regierungskräfte die Stadt verlassen hatten, sagten zwei Bewohner gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Die seit ihrem Putsch vor eineinhalb Wochen herrschende Militärjunta erklärte indes die außer Kraft gesetzte Verfassung wieder für gültig und versprach Neuwahlen, bei denen sie selbst nicht antreten will.
"Sie haben die Stadt erreicht. Sie haben ihre Flagge gehisst", erklärte El Hadj Baba Haidara, ein lokaler Parlamentsabgeordneter, am Telefon. Ein Hotelangestellter bestätigte die Anwesenheit der Tuareg und sagte, sie seien gemeinsam mit einem "früheren malischen Minister" gekommen. Ein Augenzeuge berichtete, dass die Rebellen der Nationalen Befreiungsbewegung von Azawad (MNLA) ihre Flagge beim Büro des Gouverneurs sowie des Bürgermeisters und auf dem Gelände des Militärcamps gehisst haben. Weitere Bewohner berichteten von Schüssen und Plünderungen. Dem Direktor einer Privatschule zufolge wurde ein junger Mann durch einen Granatsplitter im Bauch getötet.
Vertreibung der Regierung
Die Tuareg-Rebellen hatten die geplante Eroberung Timbuktus angekündigt. Timbuktu werde eingekreist, um die in der Stadt verbliebene "politische und militärische Verwaltung" der malischen Regierung zu "vertreiben", erklärte die MNLA in einer im Internet veröffentlichten Erklärung. Übereinstimmenden Angaben zufolge arbeiteten die Rebellen dabei mit einer islamistischen Gruppe zusammen. Die Rebellen kämpfen für die Unabhängigkeit ihrer Region Azawad.
Sanogo erklärte am Sonntag die Verfassung und sämtliche staatliche Institutionen wieder für gültig. Die derzeitige "Krise" im Land müsse beigelegt werden. Der Juntachef kündigte eine Übergangsphase mit "freien, offenen und demokratischen Wahlen", "an denen wir nicht teilnehmen werden".
Wahlen in Aussicht gestellt
Zehn Tage nach dem Staatsstreich in Mali haben die Putschisten demokratische Wahlen in Aussicht gestellt. Unter dem Druck drohender Sanktionen westafrikanischer Nachbarländer erklärte der Anführer der Putschisten, Hauptmann Amadou Sanogo, von Sonntag an gelte wieder die Verfassung. Noch vor den Wahlen würden staatliche Einrichtungen ihre Arbeit wieder aufnehmen. In der Nacht auf Montag sollte ein Ultimatum des Regionalbündnisses Ecowas auslaufen, mit dem die Nachbarländer für eine Machtübergabe an eine zivile Regierung sorgen wollen. Eine Reaktion von Ecowas auf die Ankündigung Sanogos stand zunächst noch aus. Auch im Inland wuchs am Sonntag der Druck auf die Militärjunta.
Mit dem Staatsstreich gegen den bisherigen Präsidenten Amadou Toumani Toure am 22. März wollten die Putschisten eigentlich den Kampf gegen den Tuareg-Aufstand vorantreiben. Doch der Putsch hat die Rebellen in ihrem Kampf noch ermutigt: Bereits am Freitag eroberten sie die Stadt Kidal, am Samstag fiel die Garnisonsstadt Gao. Die Tuareg kämpfen für einen eigenen Wüstenstaat in einem Gebiet größer als Frankreich.