Paris/Bamako. Frankreich hat seine Drohungen wahr gemacht und Soldaten nach Mali geschickt, um die dortige Armee bei der Bekämpfung islamistischer Rebellen zu unterstützen. Mit Frankreich haben auch Nigeria und der Senegal Truppen entsandt. Die französischen Soldaten starteten noch am Freitag Luftangriffe gegen die Rebellen. Die in Bedrängnis geratene malische Regierung hatte die frühere Kolonialmacht um rasche Hilfe gegen die vorrückenden Islamisten gebeten.

Präsident Francois Hollande bestätigte den Angriff: Die Intervention werde so lange dauern, wie es nötig sei, man werde sich im Rahmen der Beschlüsse des UN-Sicherheitsrats bewegen. Der hat schon im Dezember grünes Licht für eine Militäraktion gegen die Islamisten gegeben. Knapp vor dem tatsächlichen Angriff hat Paris die Intervention angedroht und französische Staatsbürger in Mali aufgefordert, das Land zu verlassen.
Der Norden des Mali wird seit Monaten von radikalen Islamisten beherrscht (siehe Grafik). Die Extremisten haben zuletzt international für Empörung gesorgt, weil sie in Timbuktu zahllose Kulturgüter von unwiederbringlichem Wert zerstört haben. Die Mausoleen seien "unislamisch", so die Begründung.
Der Westen fürchtet, dass sich Mali zu einer neuen Hochburg des Terrorismus entwickeln wird. Die Islamisten, die zahlreiche Kontakte zur Al-Kaida haben, könnten die großen Wüstengebiete im Norden für internationale Terroranschläge nutzen, so die Befürchtungen.
In den letzten Tagen verschärfte sich die Krise dramatisch: Eine Allianz von Islamistengruppen begann, Richtung Süden vorzurücken. Im Ort Konna stießen sie auf Widerstand der Armee. Der Ort war der letzte von der Regierung beherrschte Kontrollpunkt vor der am Fluss Niger liegenden Stadt Mopti. Wenn die Metropole in die Hände der Extremisten gefallen wäre, wäre die militärische Niederlage der Armee unvermeidlich gewesen.
Ecowas überfordert
Seit Monaten wurden Pläne für eine multinationale afrikanische Truppe unter UN-Mandat diskutiert, geschehen ist aber zunächst nicht viel. Die Furcht vor dem Einsatz war groß. Die Islamisten wüten in einem unwegsamen Wüstengebiet, in dem sie sich gut auskennen. Die schlecht ausgebildeten Truppen der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas wären für eine Intervention nicht gerüstet, weiß der Sahel-Experte Jeremy Keenan von der Universität London, es hätte "ein Jahr" gedauert, um die Truppen richtig zu trainieren - "und wer soll das bezahlen. Das kostet mindestens 200 Millionen Dollar, und niemand ist erpicht darauf, dafür aufzukommen". Auch UN-Generalsekretär Ban Ki-moon hat vor den Risiken einer Militärintervention der Ecowas gegen die Islamisten gewarnt. Geht der Militärschlag Frankreichs schief und können sich die Islamisten behaupten, würde das Problem unter Umständen auf andere Länder übergreifen, sagt Keenan: "Mauretanien, Libyen, Tschad, Niger, Burkina Faso, Senegal... Das wäre eine absolute Katastrophe", so der Professor.
Die Menschen in Zentralmali leben seit Monaten in ständiger Panik, ihnen könne das gleiche Schicksal blühen wie ihren Landsleuten im Norden. Dort leiden die Menschen unter einer bizarr-strengen Auslegung der Scharia und riskieren bei Nichtbeachtung, dass ihnen Gliedmaßen abgetrennt werden. 350.000 Bürger Malis sind vor dem Terror bereits geflohen.