Bamako/Wien. (klh) Es ist ein dürrer Boden, der wenig hergibt. Im Wüstenstaat Mali ist der Großteil der Fläche nicht einmal für Ackerbau brauchbar. Dort, wo aber Mais oder Hirse angebaut werden können, ist es dann jedes Jahr ein Zittern, ob die Ernte genug Ertrag bringt - manchmal gibt es zu wenig Regen, manchmal kommen die Niederschläge so sintflutartig, dass sie alles auf den Feldern einfach wegspülen.

In Mali zeigen sich laut Wissenschaftern die Folgen des Klimawandels besonders heftig. Deshalb verendet auch immer mehr Vieh der Nomaden und Bauern. Zudem müssen die Ernten immer mehr Menschen ernähren: Der westafrikanische 15-Millionen-Einwohner-Staat hat eine der höchsten Geburtsraten der Welt, auf eine Frau kommen im Schnitt etwa sechs Kinder.

All das sorgt immer wieder für Hunger. Die Unterernährung von Kindern sei etwa im umkämpften Nordmali schon lange ein Problem, berichtet "Ärzte ohne Grenzen" - eine der letzten Hilfsorganisationen, die in der Krisenregion noch aktiv ist. Zudem sind Malaria und Atemwegserkrankungen verbreitet. In dieser ohnehin schon prekären Situation wurde Nordmali auch noch zum Kampfgebiet, was für Verwundete und Tote unter den Zivilisten sorgte. Nach einem Eroberungsfeldzug von islamistischen Milizen haben ja nun das französische Militär und Malis Armee eine Großoffensive gestartet, um die Gotteskrieger zu vertreiben.

Die französische Intervention spielt sich also in einem der ärmsten Länder der Welt ab. Das bedeutet aber nicht, dass Mali keine Bodenschätze besitzen würde. So wird schon seit Jahrhunderten mit Gold gehandelt. Derzeit fördern nur Südafrika und Ghana in Afrika mehr Gold als Mali. Doch Sozialaktivisten klagen, dass vor allem ausländische Investoren von dem Geschäft profitieren, während in den oftmals ungesicherten Minen laut einem Bericht der Menschenrechtsorganisation "Human Rights Watch" aus dem Jahr 2011 etwa 20.000 Kinder schuften.

Erdöl, Erdgas und Uran harren der Förderung

Sonst exportiert Mali hauptsächlich Baumwolle und Baustoffe. Der größte Handelspartner ist dabei nicht mehr die ehemalige Kolonialmacht Frankreich, sondern, wie in so vielen anderen afrikanischen Ländern China.

Verschiedene Bodenschätze könnten aber in Zukunft noch erschlossen und exportiert werden. Mali besitzt etwa auch Erdöl und Erdgas, wie viel genau, muss aber noch erforscht werden. Und im Westen des Landes wurden gar Uran entdeckt. Da Frankreichs staatlicher Atomkonzern Areva bisher hauptsächlich von Uran aus dem Niger abhängig ist, kam schnell das Gerücht auf, dass dieses Vorkommen Frankreichs Intervention antreibt. Doch Areva hat offenbar noch nicht einmal zuverlässige Bodenkarten über das Gebiet, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Es ist daher noch ein weiter Weg, bis das Uran überhaupt gefördert werden könnte.

Und generell sind Investitionen in Mali mit einem großen Risiko behaftet. Der Norden des Landes, wo Erdölvorkommen erfasst wurden, droht instabil zu bleiben, auch wenn es gelingt, die islamistischen Milizen zu vertreiben. Denn die Minderheit der Tuareg, die sich von der Regierung an den Rand gedrängt sieht, kämpft dort schon lange für einen eigenen Staat. Auch dieser Konflikt hat sich immer wieder gewaltsam entladen.

Hinzu kommt politische Instabilität, zwei Mal hat sich in diesem Jahr das Militär schon in die Politik eingemischt. Im März wurde Präsident Amadou Toumani Toure gestürzt, und im Dezember zwang dann die Armee den damaligen Regierungschef Cheikh Modibo Diarra zum Rücktritt.

Armut spielt den Warlords in die Hände

Noch ein weiterer Unsicherheitsfaktor für die politische, aber auch wirtschaftliche Lage kommt in Mali, wie in so vielen anderen Krisenstaaten, hinzu: Durch die hohe Geburtenrate gibt es viele junge Männer. Diese sind aber zumeist arm und ohne Perspektive. Gleichzeitig wurde das Land in den vergangenen Jahren mit Waffen - im Falle Malis stammen diese vor allem aus Libyen - überflutet. Viele Waffen, viel Armut, viele junge Männer - es gibt keine besseren Bedingungen für Warlords, um eine Miliz zu rekrutieren.