Bamako. "Wir danken Frankreich, wir danken dem französischen Präsidenten. Jetzt können wir packen und zurück in unsere Häuser kehren!" Die Frau, die ihre Geschichte einem BBC-Reporter erzählt - sie ist eine von vielen Vertriebenen in Mali, die zwischen den Fronten umherziehen. Die Meldung von der Eroberung Gaos am Samstag durch die französisch-malischen Truppen löste Jubel bei den Bewohnern der Stadt aus. Tausende Menschen gingen auf die Straßen und feierten die Vertreibung der Islamisten. Groß war die Freude auch bei jenen Bewohnern, die von den Islamisten vertrieben wurden oder geflüchtet sind. Die Extremisten-Gruppe Ansar Dine, Verbündete des Terrornetzwerkes Al Kaida im Islamischen Maghreb (AQMI), fordert Autonomie für den Norden Malis und die Umsetzung des islamischen Rechts der Scharia.
Seit Montag kontrollieren die französisch-malischen Truppen nach offiziellen Angaben auch die historisch bedeutende Stadt Timbuktu. Neun Monate lebten die Bewohner der Stadt unter der Herrschaft ihrer islamistischen Besetzer. "Wir konnten unsere Häuser nicht einfach so verlassen, wenn wir es wollten", erzählt ein Bewohner. "Ich habe meine Arbeit verloren, alle meine Ersparnisse." Das tägliche Leben sei stark eingeschränkt gewesen: Den Konsum von Alkohol hätten die Islamisten verboten. "Jetzt können wir uns auf der Straße wieder eine Zigarette anzünden." In den von den Islamisten besetzten Gebieten erzählen die Menschen von Gewalt: Diebe hätten sie verkrüppelt, unverheiratete Paare gesteinigt. Doch auch gegen malische Soldaten sind in den vergangenen Wochen immer wieder Vorwürfe des Missbrauchs und der Tötung von vermeintlichen oder wirklichen Kollaborateuren der islamistischen Milizen laut geworden.
Keine Reporter an der Front
Die Erfolgsmeldungen der französischen Armee am laufenden Band und der Jubel der Bevölkerung würden jedoch ein zu positives Bild der Lage vermitteln, sagt der nigerianisch-britische Politologe Oladayo Bello. Er betrachtet die Intervention mit großer Sorge. Die Erfahrungen in Afghanistan hätten gezeigt, dass ein Rückzug von Islamisten nur strategisch sei und den Beginn eines Guerillakrieges signalisiere, sagte Bello. Was tatsächlich an der Front passiert, lässt sich zudem von unabhängiger Seite nur schwer überprüfen. Journalisten wird der Zugang zum Kampfgebiet verwehrt, Bilder und Informationen von dort stammen überwiegend von den Armeen beider Länder.
Unterdessen wurde am Montag bekannt, dass sich die EU mit 50 Millionen Euro am Militäreinsatz in Mali beteiligen will. Mit dem Geld sollen jedoch keine Waffen gekauft, sondern Nebenkosten zum Beispiel für Transport und medizinische Hilfe bezahlt werden. Der gesamte unter afrikanischer Führung stehende Militäreinsatz in Mali wird voraussichtlich mehr als 340 Millionen Euro kosten.