Bamako/Brüssel/Wien. Im Krieg gegen islamistische Rebellen in Mali operiert die französische Armee weiter in der Stadt Kidal im Nordosten des Landes. Die französischen Streitkräfte hielten weiter den Flughafen in Kidal und warten nun, um die Stadt "mit afrikanischen Streitkräften" zu sichern, wie Frankreichs Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian am Donnerstag dem Radiosender France sagte. Nach malischen Angaben hatten französische Einheiten den Flughafen am Mittwoch ohne Wissen Malis eingenommen.
Wegen der Wetterbedingungen in der Wüste werde es "ein wenig länger dauern" bis die zusätzlichen Kräfte einträfen, sagte Le Drian. Nach Angaben des Ministers sollen die Rebellen seit Beginn der französischen Offensive vor knapp drei Wochen "schwere Verluste" erlitten haben. Von Kidal aus haben sich die Islamisten laut Le Drian möglicherweise weiter nördlich Richtung Adrar des Ifoghas zurückgezogen. "Das ist ein taktischer Rückzug, der uns nicht täuschen sollte", sagte der Minister. Der Einsatz der französischen Armee hat laut Le Drian bisher "etwa 50 Millionen Euro" gekostet.
UN-Beratungen zu Friedenstruppe
Le Drian stellte sich hinter Überlegungen zur Entsendung einer UN-Friedenstruppe nach Mali. Er halte die Initiative für sehr positiv, und Frankreich werde dabei natürlich seine Rolle spielen, kündigte Le Drian an. Nach Angaben aus UN-Kreisen will der UN-Sicherheitsrat demnächst mit den Beratungen über eine Friedenstruppe beginnen. Eine Truppe unter Führung der UN habe gegenüber einer afrikanisch geführten Truppe den Vorteil, dass sich die Einhaltung der Menschenrechte leichter überwachen lasse. Zudem könnten die Vereinten Nationen bestimmen, welche Nationen sich an der Truppe beteiligen, hieß es in den Kreisen.
EU-Außenminister begrüßen politischen Fahrplan
Die Europäische Union ist einer Erklärung zufolge "alarmiert" über mögliche Menschenrechtsverletzungen in Mali. Die EU-Außenminister riefen die Regierung des westafrikanischen Krisenlandes am Donnerstag in Brüssel auf, unverzüglich eine Untersuchung einzuleiten. Sie boten den malischen Behörden die Unterstützung der EU an, um Ausschreitungen und Übergriffe zu verhindern.
Mit dem Vordringen der malischen Truppen in den von Islamisten beherrschten Norden des Landes ist es Berichten zufolge unter anderem zu gewaltsamen Übergriffen und Plünderungen gekommen, die sich gegen Angehörige der Tuareg und arabischstämmige Bewohner der Region richteten.
Die EU-Außenminister begrüßten die Annahme eines politischen Fahrplans durch das malische Parlament, der unter anderem Wahlen Ende Juli vorsieht. Dieser Schritt ermögliche die schrittweise Wiederaufnahme von Hilfszahlungen an das Land.
Bedingungen für politische Lösung
Der malische Übergangspräsident Dioncounda Traore will als Gesprächspartner für eine politische Lösung nur die MNLA akzeptieren, die säkulare Separatisten-Bewegung der Tuareg. "Die einzige Gruppe, mit der wir uns heute Verhandlungen vorstellen könnten, ist sicher die MNLA", sagte Traore dem französischen Radiosender RFI. Voraussetzung sei allerdings, dass die Rebellen ihre Gebietsansprüche aufgäben. Verhandlungen mit islamistischen Rebellen, die Kontakte zu Al-Kaida unterhalten, lehnte Traore ab. Die einzige Lösung für die Al-Kaida-nahe Gruppe Ansar Dine sei, der Anwendung des islamischen Rechts abzuschwören.
Die islamistischen Rebellen haben in den vergangenen Wochen ihre Stützpunkte in den großen Städten des Nordens vor dem Einrücken der alliierten Truppen meist kampflos aufgegeben. Militärexperten befürchten, dass es die Strategie der Islamisten sei, mit einem Guerillakampf in dem weiten Wüstenland den Konflikt fortzusetzen.
Bei einem Anschlag auf die malischen Truppen im Norden Malis sind nach Militärangaben vier Soldaten getötet und fünf andere verletzt worden. Ein Militärfahrzeug der malischen Nationalgarde sei am Donnerstag zwischen den Städten Gao und Gossi auf eine Mine gefahren, sagte der Sprecher der malischen Armee, Modibo Traore, der Nachrichtenagentur dpa in Bamako.
Spindelegger will österreichische Beteiligung
Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP) forderte unterdessen am Donnerstag beim EU-Außenministerrat neuerlich, dass sich Österreich an der EU-Mission in Mali beteilige.
Österreich dürfe bei der EU-Mission in Mali nicht fehlen, so Spindelegger. Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) forderte er auf, bis nächsten Dienstag klarzustellen, wie viele bereit seien, daran teilzunehmen. Von 240 Mann insgesamt, die die EU-Mission benötige, müsse es zumindest möglich sein, fünf Soldaten aus Österreich aufbringen zu können. Es gehe auch lediglich um eine Trainingsmission zur Ausbildung malischer Soldaten und nicht um eine Beteiligung an Kampfhandlungen. Angesprochen auf Aussagen von Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ), wonach ein Einsatz nur nach Beendigung der Kampfhandlungen möglich sei, meinte er: "Man kann nicht warten, bis alles vorbei ist. Das haben wir schon vorher gewusst."