
Wien. Fünf Jahre lang wurde die Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien interimistisch geführt, nachdem Renate Trnek ihren Posten Ende 2010 aufgrund von Auffassungsunterschieden zwei Jahre vor Ende der Vertragslaufzeit gekündigt hatte. Ab 1. April hat man mit der 40-jährigen Deutschen Julia Nauhaus nun eine Nachfolgerin gefunden.
Die Literatur- und Kunsthistorikerin aus dem sächsischen Zwickau übernimmt auch die Leitung des Kupferstichkabinetts. Diese neue Konstruktion sei einer der Gründe gewesen, warum sich die Bestellung verzögert hat, erklärte Eva Blimlinger, Rektorin der Akademie. Dazu komme ein "längerer Auswahlprozess", da sich auf die erste Ausschreibung hin lediglich sieben Personen beworben hatten. Schlussendlich ging die am 27. März 1975 geborene derzeitige Leiterin des Lindenau-Museum Altenburg aus 20 internationalen Bewerbern als Siegerin hervor. "Wir haben uns nicht zuletzt für sie entschieden, weil sie mit dem Lindenau-Museum ein Haus leitet, in dem auch eine Grafische- und eine Gemälde-Sammlung vorhanden sind und sie dadurch Erfahrung mit zwei Sammlungsbeständen unterschiedlichen Charakters hat", so Blimlinger.
Nauhaus hat die Herausforderung "gerne angenommen", sie interessiert, "wie Lehrsammlungen im 21. Jahrhundert funktionieren können und was man mit Studierenden und Dozenten ausprobieren und entwickeln kann." Ihr schwebe für Wien ein "lebendiger Ort der Begegnung" vor. "Es muss immer wieder was zu entdecken geben." Ihr sei es wichtig, auch in Dauerausstellungen eine gewisse Fluktuation zu bieten und Schätze aus dem Depot zu holen. Auch das Angebot an Veranstaltungen soll erweitert werden.
Inwiefern Nauhaus’ Handschrift zeitnah sichtbar werden wird, bleibt offen. Laut Blimlinger habe man den Antrag für eine Generalsanierung Ende 2015 eingereicht. Das seit vielen Jahren angedachte Projekt könnte 2017 beginnen, die Gemäldegalerie wäre während der geschätzten drei Jahre Sanierungszeit geschlossen, angedacht sind Kooperationen mit anderen Häusern, um einige Werke der Sammlung in dieser Zeit präsentieren zu können.
Bis es so weit ist, steht die Gemäldegalerie heuer ganz im Zeichen von Hieronymus Bosch: Im 500. Todesjahr widmet man dem Meister drei Schwerpunkte.