Wien. Vor genau 75 Jahren wurde die Synagoge in der Tempelgasse in Wien-Leopoldstadt im Zuge des Novemberpogroms zerstört. Jetzt ist sie zum Gedenktag rekonstruiert worden und erlebt zumindest als Fassadenbild eine Wiederauferstehung. In den kommenden zwei Wochen ist der Tempel auf einer Leinwand, die vor das inzwischen dort befindliche Haus montiert wurde, zu sehen.

Gedenkveranstaltung zum Pogrom

Vorgestellt wurde die Abbildung im Zuge einer Gedenkveranstaltung des Psychosozialen Zentrums ESRA und des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW) am Montag. Den ganzen Tag über wurden auch die Namen von österreichischen Opfern der Shoah verlesen. Im ESRA-Zentrum wurde zudem eine Ausstellung zum Thema "Die Verfolgung von Jüdinnen und Juden in der NS-Zeit" eingerichtet, die so wie die Tempelrekonstruktion bis 25. November zu sehen ist.

Entstanden war die Synagoge in der Tempelgasse 3-5 in den Jahren 1854 bis 1858 nach den Plänen des Architekten Ludwig Förster. Der Innenraum fasste 2200 Sitzplätze und 1500 Stehplätze. Die Zerstörungen während des Novemberpogroms 1938 hatte lediglich der nördliche Seitentrakt überstanden, der Rest der Synagoge war vollständig zerstört worden.

Geschichte

Der klassizistische Leopoldstädter Tempel wurde zwischen 1854 und 1858 nach Plänen von Ludwig Förster errichtet und am 15. Juni 1858 eingeweiht. 1917 wurde das Gebäude bei einem Brand stark beschädigt. Die Restaurationsarbeiten dauerten bis 1921.

In der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde der Haupttrakt völlig zerstört. Die Bibliothek wurde durch die  Initiative des späteren Vorstands des Instituts für Judaistik an der Universität Wien, Kurt Schubert, großteils gerettet.