Wien. "Geheime Machtspiele im Vatikan", "Intrigen, die den Papst zum Rücktritt zwangen", "Verschwörung der Kurie": So oder so ähnlich lauteten dieser Tage, als Benedikt XVI. seinen Rückzug vom Petrusamt ankündigte, die Themen nicht nur der sensationslüsternen Boulevardpresse. Was darin zum Ausdruck kommt, ist ein erkleckliches Maß an Misstrauen gegenüber der römisch-katholischen "Zentralregierung". Bürokratien sind zwar nirgends auf der Welt sehr beliebt, bei der römische Kurie, also dem Regierungs- und Verwaltungsorgan der katholischen Kirche, werden aber besonders gern schreckliche Geheimnisse und Mysterien vermutet.
Dabei hat der vatikanische Verwaltungsapparat nur unterstützende Aufgaben für den Pontifex maximus - damit er unter der Last seiner Macht "nicht zusammenbreche", wie es Papst SixtusV. im 16. Jahrhundert formuliert hat. Und auch die Effizienz der Kurie, für die heute etwa 2700 Personen arbeiten, ist zumindest nach zeitgeistigen Management-Gesichtspunkten verbesserbar. Denn die päpstliche Administration ist keine nach den Erkenntnissen der modernen Verwaltungslehre aufgebaute Organisation, sondern über Jahrhunderte gewachsen.
Die letzte große Reform erfuhr sie unter Pius X. im Jahr 1908. Papst Johannes Paul II. vereinfachte die damals geschaffene Gliederung 1988 in seiner Apostolischen Konstitution "Pastor Bonus" ("Der gute Hirte"). Sie ist bis heute - trotz der vorübergehenden Zusammenlegung einzelner Verwaltungseinheiten unter Benedikt XVI. - die wichtigste Richtlinie für das vatikanische Regieren. Ganz klar stellt "Pastor Bonus" fest: Die Kurie ist "ein Werkzeug in den Händen des Papstes". Soll heißen: Bei allen Entscheidungen hat der Pontifex maximus das letzte Wort.
Gegliedert sind die Ämter, die den Papst unterstützen, in "Dikasterien" -vergleichbar etwa mit Ministerien. Dazu gehören das Staatssekretariat, neun Kongregationen, elf päpstliche Räte (die Errichtung eines zwölften wurde 2010 angekündigt) und drei kirchliche Gerichtshöfe. Rechtlich sind diese Einrichtungen einander zwar gleichgestellt. Praktisch fungiert als Schaltzentrale des Heiligen Stuhles aber das Staatssekretariat mit seinen etwa 150 Mitarbeitern. Geleitet wird es von Tarcisio Kardinal Bertone, der als Kardinalstaatssekretär nach dem Papst die höchste Entscheidungskompetenz innehat. Der Chef des vatikanischen Staatssekretariats ist eine Art Ministerpräsident und arbeitet am engsten mit dem Pontifex zusammen - es ist kein Zufall, dass sich sein Dienstbüro unter den päpstlichen Privaträumen des Apostolischen Palastes befindet.