Vatikanstadt. Nach der Wahl des Argentiniers Jorge Mario Bergoglio zum ersten lateinamerikanischen Papst in der Geschichte der Kirche rechnen Vatikan-Insider auch mit radikalen Personalveränderungen im Vatikan. Mehrere Schlüsselpositionen in der römischen Kurie könnten mit Vertrauensleuten des neuen Kirchenoberhaupts neu besetzt werden. Franziskus wird sehr wahrscheinlich auch einen neuen vatikanischen Staatssekretär anstelle von Kardinal Tarcisio Bertone einsetzen, der nach mehreren Skandalen im vergangenen Jahr unter heftigen Beschuss geraten ist.
Als möglicher Nachfolger Bertones gilt laut der für gewöhnlich gut informierten römischen Tageszeitung "la Repubblica" der brasilianische Kardinal Joao Braz de Aviz, der im Rahmen der Generalkongregationen zur Vorbereitung des Konklaves offen die Privilegien der Kurie kritisiert hatte und mit Bertone auf Konfrontationskurs gegangen war. Braz de Aviz hatte unter anderem den Mangel an Transparenz in der von Bertone geleiteten Vatikanbank IOR kritisiert.
Zu den Favoriten für Bertones Nachfolge zählt laut der Tageszeitung "Il Messaggero" auch der 70-jährige italienische Kardinal Giuseppe Bertello. Er ist als vatikanischer Regierungschef für die gesamte Infrastruktur des Kirchenstaates verantwortlich, von den Vatikanischen Museen bis hin zur medizinischen Versorgung. Als weitere aussichtsreiche Kandidaten werden der Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker, der Italiener Ferdinando Filoni, der während des Irak-Kriegs 2003 Nuntius in Bagdad und anschließend vatikanischer Innenminister war, und der Italiener Adriano Bernardini gehandelt, der 2011 zum Botschafter in Italien ernannt worden ist und zuvor für Schweden, Finnland, Norwegen, Dänemark und Island zuständig und auch Nuntius in Argentinien war.