Wien. Wien hat sich in der Start-up-Szene in den vergangenen Jahren einen guten Ruf erarbeitet, der Weg zu einem Top-Standort ist aber noch weit. "Im Vergleich zu vor ein paar Jahren haben sich die Rahmenbedingungen von Start-ups deutlich verbessert, die Voraussetzungen waren wahrscheinlich niemals zuvor besser in Österreich", sagt Daniel Horak, Managing Partner der Crowdinvesting-Plattform Conda. Im internationalen Vergleich sei aber immer noch viel zu tun - das fange beim Bürokratieabbau an und gehe hin bis zur verstärkten Ansprache von ausländischen Investoren. "Es ist mittlerweile einigermaßen gut möglich, in einer frühen Phase an Kapital zu gelangen, größere Folgefinanzierungen sind innerhalb Österreichs immer noch schwierig ", sagt Horak.

Das Pioneers Festival in Wien konnte zur positiven Entwicklung einiges beitragen. - © Pioneers Festival/Harms
Das Pioneers Festival in Wien konnte zur positiven Entwicklung einiges beitragen. - © Pioneers Festival/Harms

Dass Kritiker in Österreich von einem "Start-up-Hype" sprechen, kann er nachvollziehen. Dies habe aber sowohl positive als auch negative Aspekte. Es sei zu begrüßen, dass die Themen Start-ups und Innovationen mehr Öffentlichkeit bekämen. Das würde mehr Leute dazu motivieren, sich in die Selbständigkeit zu trauen. Auf der anderen Seite führe es zu Trittbrettfahren und dem Umstand, dass jetzt "jeder ein Start-up ist".

Für Österreich sei es jedenfalls unabdingbar, auf das Thema Innovation und Technologie zu setzen, nur so könne der hohe Wohlstand bewahrt werden. Viele würden nicht die Entbehrung und Aufopferung sehen, die hinter Start-ups stecke, sondern nur die jungen, hippen Leute, die tagtäglich ihren Traum lebten. "Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, ein eigenes Unternehmen zu haben, ist das Beste und gleichzeitig manchmal das Schlimmste, was man sich vorstellen kann", sagt Horak.

Vor fünf Jahren war Wien auf der Start-up-Landkarte praktisch nicht zu finden. "Seit damals hat sich viel geändert", sagt Gerhard Hirczi, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Wien. Laut Hirczi werde Wien inzwischen in zahlreichen internationalen Studien genannt, im Ranking der wichtigsten Start-up-Städte in Europa befinde sich die österreichische Bundeshauptstadt unter den Top-Ten. Das Pioneers Festival, das am kommenden Donnerstag und Freitag in der Wiener Hofburg stattfindet, hat daran maßgeblichen Anteil. 3000 bis 3500 Gäste werden auf dem Start-up-Festival, das inzwischen als einer der Jahreshöhepunkte in der Start-up-Szene gilt, erwartet. "Wir arbeiten an der Vision, Wien als Start-up-Hub für die südosteuropäische Region zu machen", sagt Hirczi.

Großer Fördertopf

Die Stadt habe sich auf den Start-up-Boom gut eingestellt. "Wien ist einer der Städte mit dem dichtesten System, was das Förderungs- und Beratungsangebot angeht", sagt Hirczi. Das würde auch Start-ups aus anderen Ländern anziehen. Auch die nötige Infrastruktur sei in den vergangenen Jahren gewachsen. Die Wirtschaftsagentur selber habe die ersten Coworking-Spaces initiiert, inzwischen gebe es 40 solcher Einrichtungen. Die Zahl der Inkubatoren und Acceleratoren - sie helfen, Start-up-Ideen weiterzuentwickeln beziehungsweise die Entwicklung von Start-ups zu beschleunigen - hat ebenfalls deutlich zugenommen.

Dadurch sind Start-ups verstärkt in der Geschäftswelt angekommen. "Früher gab es zwischen großen Unternehmen und Start-ups keine Interaktion", sagt Hirczi. Die großen hätten ihre Entwicklungsarbeit selber erledigt. Heute ist diese oft an Start-ups ausgelagert oder sind diese eingebunden. Die Wirtschaftsagentur Wien unterstützt Start-ups durch ein All-inclusive-Paket. Insgesamt steht ein Förderbudget von 30 bis 35 Millionen Euro jährlich zur Verfügung, ein Drittel geht davon an Neugründungen. Darüber hinaus bietet die Wirtschaftsagentur Beratung und Coaching, hilft bei der Vernetzung, organisiert Fahrten auf Start-up-Messen sowie Treffen in kleineren Formaten. Und schließlich beteiligt sie sich auch an Großevents, wie dem Pioneers Festival. Wien habe eigentlich nur mit einem einzigen Problem zu kämpfen: Nicht ausschließlich als Kulturmetropole oder Stadt mit hoher Lebensqualität wahrgenommen zu werden, sondern auch als innovativer Start-up-Standort.

Scheinwerfer auf Wien

"Das Pioneers Festival leistet seit Jahren einen wichtigen Beitrag dafür, dass die Scheinwerfer der internationalen Start-up--Szene auf Österreich, insbesondere Wien, gerichtet sind", sagt Wirtschaftsminister Harald Mahrer. Österreich zähle zu den relevantesten Start-up-Hotspots. Bei den größten und wichtigsten Investoren habe die österreichische Innovationsszene in letzter Zeit stark an Aufmerksamkeit gewonnen. "Daran müssen wir weiterarbeiten, denn unser Ziel ist klar: Wir wollen in die Gruppe der Innovation-Leader und zu einem starken Start-up-Hotspot in Europa aufsteigen", sagt Mahrer. Innovative Start-ups seien die Wirtschaftsmotoren von morgen.