"Wiener Zeitung": Sind Sie das erste Mal beim Pioneers Festival?

Muna Duzdar: Ja. Voriges Jahr ist es sich zeitlich nicht ausgegangen.

"Wiener Zeitung": Wie ist Ihr erster Eindruck?

Muna Duzdar: Ich bin beeindruckt. Es ist ein riesiges Festival mit so vielen innovativen Ideen, Start-ups und so vielen jungen Menschen. Ich durfte den Workshop Govtech eröffnen. Dabei geht es darum, dass Start-ups etwas für den öffentlichen Sektor tun. Die Kooperation und Kombination von Digitalisierung und Öffentlicher Dienst ist für mich natürlich besonders spannend.

"Wiener Zeitung": Im Zuge der Digitalisierung verschwinden Arbeitsplätze, andererseits ergeben sich auch neue Chancen. Geht sich das aus? Gibt es Studien darüber, dass mehr Jobs geschaffen werden als verlorenzugehen?

Muna Duzdar: Die Studien sagen alle unterschiedliches. Aber man kann davon ausgehen, dass in den Bereichen, die digitalisiert sind, eher Jobs entstehen. Es ist wichtig, dass neue Jobs entstehen, allerdings ist es auch wichtig, dass es sich dabei um qualitätsvolle Jobs handelt und keine prekären Beschäftigungen entstehen.

"Wiener Zeitung": Was und in welchem Bereich sind die nächsten Digitalisierungsschritte im öffentlichen Dienst? Gibt es konkrete Projekte?

Muna Duzdar: Im öffentlichen Dienst ist die Digitalisierung sehr stark mit E-Government verknüpft und diese wird permanent ausgebaut. Etwa muss man bei elektronischen Unternehmensgründungen für Ein-Personen-GmbHs nicht mehr zum Notar gehen, oder man muss seine Urkunde nur mehr einmal mehr vorlegen. Wir haben Help.gv umgestellt und ausgebaut. Ein Start-up hat etwa auf Grundlage des RIS (Rechtsinformationssystem des Bundes) eine RIS-App entwickelt. Unser Ziel ist es, dass alle Menschen niederschwellig zu Informationen kommen. Denn Information und Wissen ist das um und auf in unserer Gesellschaft. Es geht darum, den Menschen das Leben in unserer Gesellschaft leichter zu machen.

"Wiener Zeitung": Viele Bürger und Arbeitnehmer sind aber überfordert und klagen über Umstellungen im Zuge der Digitalisierung.

Muna Duzdar: Deshalb ist Weiterbildung enorm wichtig. Die Gesellschaft wird immer digitalisierter und dabei darf niemand zurückgelassen werden. Wir geben etwa Förderkurse, digitales Coaching, für Senioren, setzten aber auch in den Schulen an. Kein Kind sollte die Schule ohne digitale Kompetenzen verlassen. Sonst wird die Digitalisierung ein Elitenprojekt.

Das Bundeskanzleramt fördert z.B. in Kooperation mit dem Bildungsministerium Pilotprojekte, im Zuge derer wir Tablets an Schulen verteilen.

Da muss natürlich ein pädagogisches Konzept dahinterstecken. 200 Schulen haben sich beworben, 90 konnten mitmachen.

"Wiener Zeitung": Sehen Sie aber grundsätzlich die Entwicklung Maschine statt Menschen am Arbeitsplatz kritisch?

Muna Duzdar: Ich glaube, dass man so eine Entwicklung nicht aufhalten kann. Gleichzeitig ist es aber kein Phänomen, dem wir zuschauen und am Ende bewerten, was rauskommt. Wir können vielmehr als Staat ein Innovationsmotor sein und mitgestalten. Allein die Tatsache, wenn ich heute in Forschung und Innovation investiere, dann schaffe ich Arbeitsplätze. Wenn ich als Staat dafür Sorge, dass meine digitale Infrastruktur besser und schneller wird, dann sorge ich für einen besseren Wirtschaftsstandort und damit für Betriebsansiedlungen. Der Staat hat dabei eine große Rolle.