(hes) Dass sich die US-Immobilienkrise zur globalen Finanzkrise auswachsen würde, ahnte im Sommer 2007 kaum jemand. Auch für Sanford "Sandy" Weill, den Architekten des Bankenriesen Citigroup, waren die USA unverändert das Maß der Dinge: "Die ganze Welt bewegt sich in Richtung des US-Vorbildes mit freien Unternehmen und Kapitalmärkten", sagte er damals.
Fünf Krisenjahre später ist Weill dafür, das risikoreiche Investmentbanken-Geschäft vom traditionellen Bankengeschäft mit Einlagen und Krediten abzutrennen. So war es in den USA ab der Großen Depression der 1930er vorgeschrieben - was nicht zuletzt Weill heftig bekämpfte.
Der 1933 geborene Sohn polnischer Einwanderer galt jahrelang als der mächtigste US-Banker. Aus seiner Travelers Group und Citicorp schmiedete er 1998 einen gigantischen Finanzsupermarkt - dabei spekulierte und lobbyierte er, dass das Gesetz bald der Vergangenheit angehören würde.
Wenig später war es soweit: Unter Präsident Bill Clinton wurde das Gesetz 1999 gekippt - was die Krise nach Meinung vieler verschärft hat.