Vor der Bühne bettelt eine Zuwanderin, an der Wand laufen die Börsenkurse. Wutbürger beklagen, dass die Jugend ihr Geld verjubelt und nichts mehr für alte Werte übrig hat. Die Ungleichheit einer aus den Fugen geratenen Welt, in der einander Arm und Reich, Spaß- und Ellbogengesellschaft gegenüberstehen, wird bei den Nestroyspielen in der Schwechater Rothmühle heuer deutlich sichtbar.

"Der böse Geist Lumpazivagabundus", ein unverwüstliches Hauptwerk Nestroys, trifft die Aussage, dass eher Liebe als Geld den Charakter bessert. Peter Grubers flotte Inszenierung verpackt wie einst Nestroy selbst die Gesellschaftskritik in Watte, ob er nun das Flüchtlingsproblem oder Blüten unserer Seitenblicke-Gesellschaft anspricht. Lumpazivagabundus lässt er im eleganten Mantel auf- und - als "Schluss mit lustig" ist - effektvoll abtreten. Der "Beherrscher des lustigen Elends" hinterlässt nur Elend - das Happy End findet im Werbefernsehen mit dem Slogan "Daheim beim Leim" statt. Max G. Fischnaller spielt einen sympathischen Tischler Leim vom Land, der zum Möbelhaus-Chef avanciert. Etwas zu quirlig agiert Valentin Frantsits als Schneider Zwirn, schon mehr Sexualneurotiker denn Schürzenjäger. Eric Lingens schafft es, dass der dem Alkohol verfallene Schuster und Hobby-Astronom Knieriem nicht wie eine Kunstfigur, sondern wie ein bedauernswerter Mensch wirkt. Weiters hinterlassen Ottwald John (Feenkönig Stellaris), Franz Steiner (Lumpazivagabundus, Tischlermeister Hobelmann) sowie die Musiker Hans Nemetz und Hans Wagner Eindruck.