St. Margarethen. Während mancher Intendant schier ewig an seinem Sessel klebt, verläuft die Karriere von Maren Hofmeister auf Eilzug-Schienen: Im April 2015 übernahm die Frau aus Braunschweig die Leitung der Opernfestspiele St. Margarethen; keine sieben Monate später war dieser Intendanz schon wieder ein Endpunkt gesetzt: Hofmeister, hieß es überraschend, wird ab April 2016 an der Spitze der Internationalen Stiftung Mozarteum stehen; 2016 und ’17 bleibe sie aber noch für die Sommer von St. Margarethen verantwortlich.

Provokante Frage zum Gesprächsbeginn: Hatte Hofmeister bisher wirklich viel mit der Festivalrealität im Burgenland zu schaffen? Die Vorjahrespremiere war längst geplant, als die Norddeutsche zu dem Festival stieß; und in diesem Sommer dürfte sie mental schon stärker an der Salzach beheimatet sein. Einspruch! Die Frau mit dem milden Lächeln und den gefälligen Worten wird da doch etwas bestimmter. Sie habe für die Vorjahrs-"Tosca" noch kurzfristig das Orchester der Prager Oper verpflichten können sowie Martina Serafin als Protagonistin.
Kommt das Richtungshören?
Vor allem aber: Die heurige Produktion habe sie "von Grund auf selbst geplant". Wie alle fünf Jahre, muss das Festival für die traditionellen Passionsspiele auf die Seitenbühne ausweichen. Wirklich klein ist aber auch diese "Ruffinibühne" mit ihren 2300 Sitzen nicht. Warum Hofmeister für heuer (ab 6. Juli) Donizettis Belcanto-Komödie "Der Liebestrank" angesetzt hat? Die Intendantin: "Es ist eine der zwölf meistgespielten Opern, und sie ist in St. Margarethen noch nie gelaufen." Außerdem: Ein Werk, "in dem eine Flasche Wein mit eine Hauptrolle spielt", passe "in die Umgebung der burgenländischen Weinberge".
Das Idyll wird hier durch eine knallbunte Bühne ergänzt: Regisseur Philipp Himmelmann lässt den "Liebestrank" auf einem gigantischen Wurlitzer spielen. Erklärung: Eine solche Music-Box, so das Leading Team vorab, sei das Zentrum des dörflichen Geschehens Mitte des 20. Jahrhunderts gewesen - und in die Zeit soll das Werk offenbar versetzt werden.
Bei dem Festival, das seit 2014 vom Besitzer des Römersteinbruchs, also der Esterházy-Stiftung veranstaltet wird, soll es aber noch eine Novität geben: bessere Klangqualität aus den Verstärkerboxen. Hält das sogenannte Richtungshören auch hier Einzug? Festivalbummler wissen: Seit Jahren erleichtert es diese Technik, auf den Riesenbühnen von Bregenz und Mörbisch den jeweils aktiven Sänger zu orten. Hofmeister will noch nichts Konkretes sagen; man will erst einiges ausprobieren. Der Dirigent heißt heuer jedenfalls Karsten Januschke und gibt sein Freiluftdebüt mit dem Symphonieorchester des Slowakischen Rundfunks; der junge Deutsche wurde ebenso von Hofmeister besetzt wie die Sänger (etwa Elena Sancho Pereg, Antonio Poli).
Neue Leitung (rasch) gesucht
Casting ist auch die Kernkompetenz der Intendantin: Zuletzt war sie dafür an der Berliner Staatsoper Unter den Linden zuständig, bei Musikchef Daniel Barenboim und Direktor Jürgen Flimm. Mit Letzterem hat sie eine lange Vorgeschichte: Hofmeister hat Flimm schon zugearbeitet, als der noch die Ruhrtriennale leitete - und sie gehörte dem Team des Intendanten dann auch bei den Salzburger Festspielen an und in Berlin. Wobei Salzburg der große Sehnsuchtsort geblieben sei: Mit der Kür zur Mozarteum-Chefin sei ein "Herzenswunsch", ja ein "Lebenstraum" wahr geworden. Ihre erste eigene Saison (samt Mozartwoche) wird sie 2017/18 gestalten können; Details nennt sie noch nicht.
Was dagegen feststeht: St. Margarethen wird eine neue Intendanz brauchen, und das noch schneller als gedacht. Zwar hat Hofmeister für das nächste Jahr schon ein Werk angesetzt. Sie wird das Burgenland, entgegen bisheriger Meldungen, aber bereits nach diesem Sommer endgültig verlassen. Die Nachfolger-Suche läuft, heißt es seitens der Esterházy-Stiftung, eine Entscheidung soll bald fallen.