Wien. Besuch bei einem Wiener Optiker am Donnerstag: "Haben sie Sonnenfinsternis-Brillen? Mein Sohn braucht so etwas in der Schule." Antwort: "Nein, tut mir leid, wir haben nie welche gehabt."

Nächster Optiker: "Nein, tut mir leid, wir hatten aus dem Jahr 2003 noch eine übrig gebliebene Packung mit hundert Stück drinnen, aber die waren innerhalb kürzester Zeit ausverkauft."


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Nächster Optiker: "Sorry - wir wollten welche bestellen, aber offensichtlich wissen nicht einmal die Lieferanten, wo es so etwas gibt. Mir hat jemand gesagt, man kann dafür auch Rettungsdecken zum Durchschauen verwenden. Aber damit würde ich eher vorsichtig sein."

Nächster Optiker: "Sie sind bereits der Achte innerhalb einer halben Stunde, der danach fragt. Aber nein, leider, wir haben so etwas nicht." Und beim fünften Optiker muss die Frage erst gar nicht gestellt werden: "Falls Sie wegen der Sonnenfinsternis kommen, muss ich sie enttäuschen. Aber in der Apotheke bekommen Sie Rettungsdecken, durch die man die Sonnenfinsternis auch beobachten kann. Wenn Sie wollen, kann ich sie auf UV-Durchlässigkeit prüfen, falls Sie noch eine bekommen."

Der anschließende Besuch einer Apotheke ist nicht weniger enttäuschend: "Tut uns leid, aber die vier Rettungsdecken, die wir hatten, sind schon weg - die wollten die alle für die Sonnenfinsternis . . ."

Deutschland ist schuld

Gab es bei der Sonnenfinsternis im Jahr 1999 und 2003 an allen Ecken Schutzbrillen - in Trafiken, als Beilage zu Zeitungen, in Supermärkten -, so sind diesmal in der ganzen Stadt kaum welche zu finden. "Irgendetwas muss da gewaltig schiefgelaufen sein", mutmaßt ein Optiker. "Stimmt überhaupt nicht", kontert Erwin Stella, Pressebeauftragter der Fachgruppe Wien der Gesundheitsberufe bei der Wirtschaftskammer. "Es wurden von mir persönlich alle Landesinnungsmeister und Geschäftsführer rechtzeitig per Mail über die Bezugsquellen informiert."

Außerdem gebe es seitens der Optiker eine Holschuld und keine Bringschuld der Wirtschaftskammer. Allerdings räumt der Pressesprecher auch ein, dass sämtliche Bezugsquellen in Deutschland sitzen und dort ebenfalls alle Sonnenfinsternis-Brillen schnell ausverkauft gewesen seien.

Der deutsche Markt sei diesmal "in einer Hysterie" gewesen, meint Stella. Und wenn ein Markt so explodiere, dann sei man sich eben selbst der Nächste. Was auch Meldungen von Donnerstag belegen, wonach über Ebay Schutzbrillen um bis zu 329 Euro verkauft wurden.

"Folie nur plus Sonnenbrille"

Deutsche Experten gehen davon aus, dass die Hersteller den Run auf die Schutzbrillen unterschätzt haben. Und im Unterschied zu 1999 und 2003 fanden in Österreich heuer keine groß angelegten Aktionen von Zeitungen und Trafiken statt. Warum das so ist, kann Stella nicht beantworten. "Aber die Optiker können da nichts dafür", stellt er klar.

Als Alternative zur Schutzbrille nennt Stella etwa Schweißerbrillen. Und auch die bereits erwähnte Rettungsdecke könne verwendet werden - die im Übrigen auch in jeder Erste-Hilfe-Box zu finden sein sollte. "Ratsam ist es aber in jedem Fall, zusätzlich eine Sonnenbrille mit UV-Filter zu verwenden", meint Andreas Asche von Ecooptik in der Gesslgasse in Wien-Mauer. Er testet dann auch die schließlich doch noch gefundene Rettungsdecke auf UV-Durchlässigkeit, und das Gerät leuchtet grün auf - 98 Prozent der UV-Strahlen werden durch die Folie absorbiert. "Auf keinen Fall darf man ohne Schutz direkt in die Sonne schauen", warnt der Optiker.

Wer aber nun keine Schutzbrille oder eine Rettungsdecke mehr ergattern konnte und auch keine Schweißerbrille bei der Hand haben sollte, der hat die Möglichkeit, die partielle Sonnenfinsternis von 9.37 bis 11.58 Uhr in der Wiener Zeitung Online zu verfolgen.