Wien. Galgenvögel, Friedenstauben oder diebische Elstern, die kennt man. Seit kurzem reiht sich eine weitere Spezies in diese besondere Vogelschar ein: der Spitzelstorch. So hatten Anfang September Dorfbewohner in der oberägyptischen Provinz Kena Meister Adebar der Spionage verdächtigt, weil er mit einem elektronischen Gerät ausgestattet war. Was sie nicht wussten: Das kleine Gerät war nichts anderes als ein GPS-Gerät, das ihm Tierschützer in Frankreich zuvor montiert hatten. Sie wollten damit die Route des Zugvogels in den Süden dokumentieren.

Des Storches Odyssee nahm deswegen eine tragische Wende: Zwar wurde Menes, so der Name des Vogels, laut den Tierschützern nach seiner Freilassung aus dem Polizeigewahrsam zu einer Nil-Insel geflogen, wo man ihn auf freien Fuß setzte. Dort aber hätten ihn Dorfbewohner eingefangen, getötet und schließlich verspeist. Die NGO, die sich für die Freilassung des Tieres eingesetzt hatte, betonte allerdings, dass eine solche Vogelmahlzeit nichts Ungewöhnliches sei, Storchenfleisch werde in dem Land am Nil schon seit Jahrhunderten gegessen.

Spionageverdacht gegen Tiere und vor allem gegen gefiedertes Vieh aus luftiger Höhe, ist nicht neu. 2012 versetzte ein Adler die Behörden in der westsudanesischen Provinz Darfur in Aufruhr und 2011 wurde in Saudi-Arabien ein Geier wegen mutmaßlicher Schnüffelei in Gewahrsam genommen. Allerdings war auch er ein Vogel mit Lizenz zur Wissenschaft: Er trug einen Ring mit der Aufschrift "Tel Aviv University" sowie ein GPS-Gerät, das seine Reisen aufzeichnete. Eine weiße Taube soll 2010 wiederum in Indien für Pakistan spioniert haben, sie wurde eingesperrt - in eine Zelle mit Klimaanlage, berichteten damals die Medien.

Doch auch Eichhörnchen sind vor Verdächtigungen nicht gefeit, vielleicht, weil auch sie fliegen können - von Bäumen zumindest. Jedenfalls erfuhr man 2007 aus dem Iran von einem Spionagering, bestehend aus 14 Eichhörnchen, die, so die iranischen Behörden, allesamt mit dem britischen Geheimdienst unter einer Decke gesteckt hätten.

All das mag dämlich klingen. Doch tierische Spione gab es immer schon, und damit sind nicht bloß die Schmeißfliegen gemeint, die im 18. Jahrhundert unter der Herrschaft Kaiser Josephs II. als berüchtigte Kaffeehausspitzel galten. Geheimdienste arbeiten mit allen Tricks, und nicht alle Berichte über tierische Spione sind Enten. So trainiert die US-Armee Delfine und Seelöwen, um verdächtige Schwimmer zu eruieren. Diese "Flipperkommandos" wurden schon 1971 eingesetzt, während des Vietnam-Kriegs, als die in der Cam-Ranh-Bay ankernde US-Flotte von einem gedrillten Delfin-Rudel bewacht wurde.

Verkabelte Katzen,

ferngesteuerte Käfer

Ebenfalls in den 1970er Jahren setzte der britische Geheimdienst MI6 Wüstenrennmäuse ein, um Spione und Terroristen auf Flughäfen auszukundschaften. Allerdings waren die Nager nicht in der Lage, den Unterschied zwischen gestressten mutmaßlichen Terroristen und Passagieren mit Flugangst zu erriechen. Der Versuch wurde wegen ausbleibenden Erfolgs abgebrochen.

Bereits zehn Jahre zuvor wollten die Vereinigten Staaten in ihrer berühmten Operation "Acoustic Kitty" den Moskauer Kreml und russische Botschaften ausspionieren. Vergeblich. Während einer Operation wurde dem Tier in die Ohren ein Mikrofon, in den Schweif eine Antenne eingepflanzt und sein Fell verkabelt. Doch der erste Feldversuch war zugleich der letzte: Katze Kitty lief bei der erstbesten Gelegenheit davon und wurde prompt von einem Auto überrollt.

Die "Robo-Katze" dürfte den Geheimdienst jedenfalls nachhaltig geprägt haben: Vor einigen Jahren wurde ein Käfer schnüffeltauglich gemacht, indem man ihm einen Mikrochip einpflanzte. Damit kann das Insekt mittels Fernsteuerung gelenkt werden, der "Cyborg-Käfer" startet und landet per Funksignal und biegt auf Wunsch rechts oder links ab. Perfekt zum Schnüffeln und billig noch dazu.

Mittlerweile können auch Privatpersonen mit ein wenig Geld, Wissen und Geduld Kakerlaken verkabeln lassen.