Washington/Berlin. Einen "Defensivpakt" gegen China ortet der scheidende Chef der Welthandelsorganisation (WTO), Pascal Lamy, in den Bemühungen der USA, ein Freihandelsabkommen mit der Europäischen Union zu unterzeichnen. Die EU müsse für sich entscheiden, ob sie dies mitmachen wolle. Außerdem warnte der scheidende WTO-Chef vor überzogenen Erwartungen an einem solchen Freihandelsabkommen der EU mit den USA, "Die Erwartungen einiger Firmen halte ich für naiv", sagte Lamy laut einer Vorausmeldung gegenüber der Zeitung "Welt am Sonntag". Zwar dürfte das Abkommen dem Wachstum in beiden Wirtschaftsräumen Impulse geben, gesichert sei das aber nicht. "Man muss aber abwarten, was am Ende herauskommt", so Lamy.

Lamy plädierte trotz des Misserfolgs bei der über Jahre andauernden Doha-Runde für multilaterale Vereinbarungen zum umfassenden Abbau von Handelsschranken in der Welt. "Die Doha-Runde ist festgefahren, nicht tot. Die Runde muss abgeschlossen werden", sagte er. "Wir müssen die Doha-Runde in kleine Teile zerlegen, so wie jetzt bei dem Dezembertreffen." Beim WTO-Ministertreffen in Bali im Dezember geht es vor allem um den Abbau von Bürokratiekosten im grenzüberschreitenden Handel. Er sehe diesem Gipfel zuversichtlich entgegen, betonte der WTO-Chef. "Ich glaube wirklich, dass wir in Bali elementare Handelserleichterungen beschließen werden."