Wien. (aum) Gentechnisch veränderte Organismen (GVO) sind Standard in den USA. 88 Prozent des dort angebauten Mais und 94 Prozent der Sojabohnen sind genmanipuliert. In der EU hingegen gelten die strengsten Vorschriften weltweit, die von einzelnen Mitgliedstaaten noch verschärft werden. Vergebens versucht der größte GVO-Produzent, Monsanto, im großen Stil in die EU einzudringen. Kritiker fürchten nun, dass die strengen Vorschriften durch das Freihandelsabkommen gefährdet sind.
Doch auch in den USA regt sich Widerstand gegen die GVO. Monsanto hat 40 Millionen Dollar dafür ausgegeben, ein Gesetz in Kalifornien zu verhindern, das eine Kennzeichnungspflicht für Lebensmittel vorsah, die GVO enthalten. Während es in den USA auch GVO-Kritiker gibt, gibt es auch in Europa Befürworter. "Es ist traurig zu sehen, wie mit dem Thema umgegangen wird, denn für eine Ablehnung gibt es überhaupt keinen Grund", sagt Pelkmans. "In den USA hat man das Gefühl, dass es bei unseren Regelungen nicht um das geht, was wissenschaftlich belegbar ist." Eine Sichtweise, die die EU-Kommission offenbar teilt. In einem ihrer Positionspapiere heißt es: "Gesundheitspolitische und pflanzenschutzrechtliche Maßnahmen dürfen nur in dem Ausmaß getroffen werden, in dem sie das Leben und die Gesundheit von Menschen, Tieren und Pflanzen schützen - vor allem dann, wenn die wissenschaftliche Beweislage nicht ausreichend ist." Zudem solle "eine Überprüfung der Maßnahmen innerhalb eines angemessenen Zeitraums" stattfinden.
Der ehemalige EU-Agrarkommissar und Präsident des Europäischen Forums Alpbach, Franz Fischler, sieht den Anbau von GVO grundsätzlich nicht so dramatisch. Die Kommission stelle es den einzelnen Mitgliedstaaten schon jetzt frei, den Anbau von GVO zuzulassen. Die Verseuchungsgefahr angrenzender Gebiete sei begrenzt. Dass Pollen über tausende Kilometer wanderten, sei ein Märchen.
Allerdings müsse man bei dem Thema differenzieren. "Die meisten Sorten, die in Europa zugelassen sind, sind nicht für den Anbau zugelassen. Es geht darum, Produkte zuzulassen, die GVO enthalten." Dabei handle es sich zum Beispiel um Futtermittel. "Von dem Soja, das in Österreich verfüttert wird, handelt es sich zu 90 Prozent um gentechnisch verändertes Soja", so Fischler.