Washington/Brüssel. (aum/apa) Dass die EU-Kommission im Rahmen des geplanten Freihandelsabkommens mit den USA (TTIP) gerne die US-Exportrestriktionen für Gas und Erdöl fallen sähe, ist schon seit langem bekannt. In Ermangelung einer Veröffentlichung von Verhandlungsdokumenten musste man sich bisher jedoch auf die Aussagen der Verhandler verlassen. Nun hat die "Washington Post" diese Forderung der EU schwarz auf weiß. In einem zu ihr durchgesickerten Strategiepapier heißt es wörtlich, man wolle "eine rechtlich verbindliche Zusage, die den freien Export von Rohöl und Gasressourcen garantiert".
Nicht zuletzt seit der Ukrainekrise ist die EU erpicht darauf, ihre Energieversorgung zu diversifizieren. Der Import von US-Gas wäre da sicherlich hilfreich. Auch für den Konsumenten würde es sich auszahlen, die amerikanischen Energieressourcen in TTIP aufzunehmen. Immerhin sind die Energiepreise in Europa im Schnitt vier Mal so hoch wie in den USA. Der US-Import könnte zu einer drastischen Senkung des Strom- und Gaspreises führen. Umgekehrt könnte der Energie-Export die Preise für US- Bürger und Unternehmen in die Höhe schrauben.
Vor allem das umstrittene Fracking, durch das Schiefergas gewonnen wird, hat in den USA zu einem neuen Gas-Boom geführt. Zwar gibt es auch in Europa Schiefergas-Vorkommen, aufgrund der Sorge um Umweltschäden, wird Fracking jedoch kaum betrieben.
Die Förderung von Öl und Gas mit der Fracking-Methode hat einer Studie zufolge zu einer massiven Häufung von Erdbeben im US-Bundesstaat Oklahoma geführt. Die am Donnerstag in der US-Fachzeitschrift "Science" veröffentlichte Untersuchung macht das Einpumpen von bei der Förderung anfallendem Abwasser in den Erdboden für die zunehmende Häufigkeit der seismischen Aktivitäten verantwortlich.