Wien. Wer ist gefahren? Um diese Frage dreht sich am Dienstag ein Prozess am Wiener Straflandesgericht. Ein schwer alkoholisierter Mann soll laut Strafantrag am 10. September 2016 in Hernals einen spektakulären Autounfall verursacht haben. In mehrere Autos in der Richthausenstraße soll er mit seinem Wagen gekracht sein. Sein Auto soll sich laut Zeugen dabei sogar überschlagen haben. Teils hatten die Fahrzeuge einen Totalschaden. Auch das Auto einer Frau, die mit ihrer Tochter unterwegs war und gerade eingeparkt hatte, wurde vollständig demoliert. Die beiden waren zum Glück bereits auf dem Gehsteig, als sich der Unfall ereignete.

"Ich habe das Fahrzeug nicht gelenkt", sagt der 28-jährige Mann. Seine Schwester sei gefahren und habe den Unfall verursacht. Er sei nur Beifahrer gewesen. Die 25-jährige Schwester bestätigt das. Die Staatsanwaltschaft Wien glaubt den Geschwistern nicht: Der Mann ist wegen Verleumdung und Gefährdung der körperlichen Sicherheit, die Frau wegen falscher Beweisaussage angeklagt. Er sei nach der Arbeit zur Feier eines Kollegen gefahren, erklärt der Mann, der als Hilfsarbeiter tätig ist. "Der Unfall war um 13 Uhr 30. Wann haben Sie angefangen zu trinken?", fragt Einzelrichterin Claudia Zöllner. Um 11 habe er begonnen, Wodka zu trinken, antwortet er. Ein "Puh!", entfährt der Richterin. Das erkläre seinen Blutalkoholgehalt von 1,6 Promille zum Unfallzeitpunkt.

Seine Schwester habe ihn und den Kollegen nach Hause gefahren. Sie sei vielleicht zu schnell gefahren. Nach dem Unfall sei sie jedenfalls nicht mehr im Auto gewesen. Die Beifahrertür sei blockiert gewesen, er sei daher aus der Fahrertür gekraxelt, gibt er an. Sein Verteidiger legt eine Auskunft einer Autowerkstatt aus Polen vor, laut der sich die Beifahrertür nicht öffnen lassen habe. Sie habe das Auto gelenkt und den Unfall verursacht, sagt auch die Schwester vor Gericht. Drei Zeugen, die sich in der Nähe des Unfallortes befanden, geben allerdings an, sie haben nach dem Unfall nur den Mann aus der Fahrertür kraxeln sehen. "Ich hätte gesehen, wenn jemand anderes wegläuft", meint ein Zeuge. "Wir waren zwei Sekunden, nachdem das passiert ist, da." "Das war wie in einem Actionfilm", sagt die Frau, die mit ihrer Tochter unterwegs war. Den Fahrer habe sie nicht gesehen. Die Tochter - ein junges Mädchen - schüttelt schüchtern den Kopf, als die Richterin sie fragt, ob sie auch aussagen will. Zur Einvernahme weiterer Zeugen wird die Verhandlung auf den 4. Mai vertagt.