Die Magistratsabteilung 33 hat anhand von Rückmeldungen die "nervigste Ampel Wiens" gekürt. Das freut einen, weil man dadurch erfährt, dass die Verwaltung arbeitet und Schreiben von Bürgern nicht automatisch in der Rundablage landen. Über die Auswahl selbst kann man trefflich streiten, denn was nervt, hängt schließlich vom Standpunkt ab: Für eine achtzigjährige Pensionistin bedeutet das Überqueren der Zweierlinie während der kurzen Grünphase Hochleistungssport, Billy Bleifuß findet hingegen um vier Uhr morgens jedes Rotlicht eine Zumutung und wünscht sich Hubert "Too Small" Gorbachs 160 km/h-Versuchsstrecke zwischen der City und dem Laaerberg.
So erfuhr man denn auch nur, über welche Standorte es die meisten Beschwerden gegeben hat, die weitaus gefährlichsten Ampeln wurden jedoch nur in einem Satz erwähnt: "Während der Nachtstunden wird von FahrzeuglenkerInnen ein Gelbblinkbetrieb gefordert, um unötige Wartezeiten zu vermeiden."
Ganz lieb, kann man da als Fußgänger nur sagen und vermuten, dass die Abteilung demnächst die von ARBÖ und ÖAMTC gestiftete Ferdinand Piëch-Statuette in Gold erhalten wird. Wer in Wien einen Zebrastreifen unter einer blinkenden Ampel benutzen will, sollte hingegen den Vertrauensgrundsatz aus seinem Bewusstsein verbannen. In den Abend- und Nachtstunden gilt das Gesetz des Stärkeren, und das orange Licht ist für neunzig Prozent der Autofahrer das Symbol der großen Freiheit, dem sie entgegenpreschen wie Cowboys dem Sonnenuntergang. Die links und rechts der Straße Stehenden werden entsprechend ignoriert wie einst die Ureinwohner Amerikas. Technologieverlierer halt.
Wer dennoch auf die Straße tritt, braucht starke Nerven. Und er muss die Folgen tragen - oder getragen werden. Pro Million Einwohner kommen in Österreich zwölf Fußgänger bei Verkehrsunfällen ums Leben, in Deutschland sind es sechs, in den Niederlanden vier.
Allfällige Verkehrskontrollen in der Nähe des Übergangs ändern übrigens nichts an der Situation, da die Exekutive mit der Überprüfung der Einweghandschuhe auf ihre Gesetzeskonformität ausgelastet ist.