Es muss ein Wunderbares sein - kein Telefon zu haben. Davon konnte sich das Wiener Publikum im bestens besuchten Mozartsaal überzeugen. Denn süß ist die Rache der Sängerin. Gelassen ließ sie mit Klavierbegleiter Eduard Kutrowatz die Introduktion zu Liszts "Drei Zigeunern" stocken und kommentierte den Störenfried: "Naaa, wollen wir nicht abheben?"

Offenbar nicht, zum Telefonieren war die folgende Interpretation viel zu spannend. Kulman ging in den Literaturperlen auf, sie spielte mit den Emotionen ihrer Konzerthaus-Gäste. Schaurig schön gelang Schuberts "Zwerg", in Liszts "Vergifteten Liedern" ließ sie die Furie raus, die "Zigeuner" wurden ein wahres Dramolett. Robert Schumanns "Frauenliebe" op. 42 wurde ohne Pathos zum nachvollziehbaren Monolog. Bonus: drei uraufgeführte Lieder aus der Feder von Albin Fries wurden dankbarst aufgenommen. Auf Gedichte von Ferdinand von Saar, Gisela von Berger und Hugo von Hofmannsthal schuf der oberösterreichische Komponist ab 2008 diese freiromantischen, melodiösen Werke. Auch der Pianist Kutrowatz ging bei so viel gelebtem Einfallsreichtum im virtuosen Element auf. Kulman genoss.