Safia Shekadir strahlt übers ganze Gesicht. "Nach der harten Arbeit der vergangenen Tage ist nun endlich die Ernte eingebracht", sagt die 50-Jährige. "Und es ist wieder mehr als beim letzten Mal." Die Frau mit dem blauen Kaftan und dem rot-weiß gemusterten Kopftuch ist nicht die Einzige, die sich freuen kann. Auch bei den anderen Bauern in Makala, einem winzigen Ort im Südosten Äthiopiens, sind die Getreidespeicher nach den niederschlagsreichen Monaten bis obenhin gefüllt. Einige im Dorf, die größere Felder besitzen, haben sogar so viel geerntet, dass sie die Überschüsse verkaufen können.

Sie füllen schon seit Tagen das bereits gedroschene Korn in große Säcke, die in der nächsten Woche abgeholt werden sollen. Über die 2010 von den Chinesen gebaute Autobahn, die nach 40 Betriebsjahren nun eine Generalsanierung bekommen hat, dauert es dann nur noch fünf Stunden, bis die Lieferung in Addis Abeba angekommen ist. Das ehemalige Hungerleider-Dorf Makala, das noch bis in die 2020er Jahren mit verheerenden Dürren und Ernteausfällen zu kämpfen hatte, leistet damit einen wichtigen Beitrag für die Ernährungssicherheit der äthiopischen Hauptstadt. Denn ohne die Getreidelieferungen aus Orten wie Makala wäre die Versorgung von Addis Abeba, dessen Bevölkerung zwischen 2020 und 2050 von 4,5 auf knapp 9 Millionen Einwohner angewachsen ist, so gut wie unmöglich.

Wenige Gewinner, viele Verlierer
Die Geschichte von Safia Shekadir und den Bauern von Makala mag aus der Perspektive des Jahres 2018 fern erscheinen. Unrealistisch ist sie aber keineswegs. Denn laut der Modelle der Klimaforscher wird der Osten Afrikas im Jahr 2050 zu den Profiteuren des schon jetzt immer stärker spürbaren Klimawandels gehören. So prognostiziert der Weltklimarat IPCC, der alle fünf bis sieben Jahre eine umfassende Bestandsaufnahme zur globalen Erwärmung vorlegt, für Äthiopien, Uganda sowie Teile von Kenia und Somalia eine deutliche Zunahme der Niederschläge und längere Regenzeiten. Gleichzeitig soll die Anzahl der Dürren, die diese Länder derzeit noch regelmäßig heimsuchen, geringer werden. Im Hochland von Äthiopien könnte es damit etwa deutlich einfacher werden, Mais anzubauen.
Klimawandel-Gewinner wie die äthiopischen Bauern wird es in Afrika allerdings nur wenige geben. Denn obwohl die globale Erwärmung in den verschiedenen Regionen des riesigen Kontinents mitunter sehr unterschiedliche Auswirkungen haben dürfte, werden sich die verheerenden Folgen des Klimawandels wohl in keiner anderen Weltregion so deutlich zeigen wie in Afrika.