Er beginnt schleichend, schreitet aber immer schneller voran und ist schließlich nicht mehr aufzuhalten: Ist der Schrumpfungsprozess der Bevölkerung einer gewissen Region erst einmal gestartet, fallen die Einwohnerzahlen wie die Dominosteine. Dahinter steckt zum einen die nackte Logik einer sinkenden Geburtenrate. Werden weniger Kinder geboren, gibt es in Zukunft auch weniger potenzielle Eltern. Ziehen zum anderen junge Menschen auf der Suche nach beruflichem Aufstieg weg, weil die Region zudem wirtschaftlich schwach ist, beschleunigt sich der Prozess. Dass die Zurückbleibenden unter anderem aufgrund der besseren medizinischen Versorgung zunehmend älter werden, gleicht den Verlust nicht aus. Vielmehr bringt es zusätzliche Herausforderungen für das Gesundheits- und Pensionssystem mit sich.

Dieses Ausdünnen einer Region kann im Kleinen passieren - in Österreich gelten in diesem Zusammenhang das Waldviertel, das Lavanttal in Kärnten oder das Mürztal in der Steiermark als problematisch -, aber auch im Großen und ganz Großen. Betrachtet man Europa, also das Große, beziehungsweise die Welt, das ganz Große, so lässt sich dem Trend folgend und basierend auf Bevölkerungsprognosen bis zum Jahr 2050 ganz allgemein sagen: Der Osten schrumpft.

Bevölkerungsgewinner ist Afrika

Auf europäischer Ebene sind das Länder wie Polen, die Slowakei, Ungarn, Kroatien, Bulgarien und Moldawien, die seit dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989 bis 2050 mit sinkenden Einwohnerzahlen zu kämpfen haben. So lauten die Prognosen des Wittgenstein Centre der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und des Internationalen Instituts für angewandte Systemanalyse (IIASA). Im ganz Großen ist es ebenfalls der Osten, also Asien, der im Vergleich zu den USA und vor allem Afrika verliert. Die Wirtschaft floriert hier zwar - Zuwanderung ist jedoch wenig erwünscht. Kombiniert mit einer geringen Geburtenrate von zum Beispiel 1,4 Kindern pro Frau in Japan, ist das Schrumpfen programmiert. Das Bestandserhaltungsniveau liegt bei 2,1 Kindern. Laut Prognosen leben 2050 in Japan um 15 Prozent weniger Menschen.

Die USA werden im selben Zeitraum um 21,5 Prozent wachsen. Der große Bevölkerungsgewinner ist jedoch Afrika - und damit ein Verlierer, weil Afrika arm und die Arbeitslosigkeit hoch ist. Bei einer durchschnittlichen Geburtenrate von derzeit fast 5 Kindern wird sich Afrikas Bevölkerung bis 2050 verdoppeln oder verdreifachen. Die Geburtenrate ist für gewöhnlich höher, wenn die Mädchen weniger gebildet sind.