Genf. Der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen hat wegen des Massakers in Houla eine weitere Sondersitzung zur andauernden Gewalt in Syrien anberaumt. Sie wird auf Antrag der Türkei und Katars sowie der USA und der Europäischen Union am Freitag in Genf stattfinden. Bei dieser bereits vierten Sondersitzung des Rates zu Syrien werde mit einer erneuten scharfen Verurteilung des Regimes in Damaskus gerechnet, hieß es am Mittwoch in diplomatischen Kreisen in Genf. Möglicherweise werde der Menschenrechtsrat eine neue Untersuchung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Syrien beschließen.

  Dem Gremium, das 2006 die UN-Menschenrechtskommission ersetzt hat, liegen nach eigenen Angaben Erkenntnisse vor, wonach die meisten der mehr als 100 Opfer des Massakers in der syrischen Ortschaft Houla Freitag vergangener Woche aus nächster Nähe erschossen worden sind - darunter zahlreiche Kinder. Nach Aussagen von Überlebenden wurden ganze Familien in ihren Häusern ermordet. Einwohner machten für das Massaker die regimetreuen Shabiha-Milizen verantwortlich. Beschlüsse des UN-Menschenrechtsrates sind anders als die des UN-Sicherheitsrates in New York nicht völkerrechtlich bindend. Im Sicherheitsrat verhindern Russland und China bisher mit ihrem Veto ein direktes Eingreifen der internationalen Gemeinschaft in den Konflikt.

500.000 Menschen auf der Flucht
Wegen der anhaltenden Gewalt in Syrien müssen immer mehr Menschen ihre Städte und Dörfer verlassen. Die Zahl der Flüchtlinge liege bei einer halben Million und habe sich seit Inkrafttreten des Waffenstillstands am 12. April mehr als verdoppelt, teilten die Vereinten Nationen am Dienstag in Genf mit.


Die internationale Gemeinschaft setzt auch nach dem Massaker von Hula mit mindestens 108 Toten auf eine diplomatische Lösung. Allerdings machten die USA und Frankreich deutlich, dass eine militärische Intervention nicht ausgeschlossen sei. "Es ist unmöglich, Baschar al-Assad zu erlauben, sein eigenes Volk zu massakrieren", sagte der französische Präsident Francois Hollande in einem Fernsehinterview mit Blick auf den syrischen Staatschef. Eine Militärinterventionen sei nicht ausgeschlossen, sollte es eine entsprechende Resolution des Sicherheitsrates geben. Auch ein US-Regierungssprecher betonte, alle Optionen lägen weiter auf dem Tisch. Zum derzeitigen Zeitpunkt würden die USA den Einsatz von Truppen allerdings nicht für richtig halten, da dies zu weiterem Chaos und dem massenhaften Tod von Menschen führen würde.