Zum Hauptinhalt springen

Autismus-Spektrum-Störungen

Von Christa Hager

Autismus
© Wiener Zeitung

Autistische Störungen sind neurophysiologisch bedingt, angeboren und ein Leben lang vorhanden.


Autismus-Spektrum-Störungen zählen zu den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen. Bereits im frühen Kindesalter vermeiden die meisten Betroffenen zum Beispiel Körper- oder Blickkontakt, sie verstehen Signale wie Lächeln oft nicht und kapseln sich ab. Sie reagieren auch heftig auf Veränderungen. Autisten sind aber nicht automatisch geistig behindert, sie können normal intelligent sein oder sogar besondere Begabungen entwickeln.

Die autistischen Störungen sind neurophysiologisch bedingt, angeboren und ein Leben lang vorhanden. Zum Autismus-Spektrum zählt der "frühkindliche Autismus" (Kanner-Syndrom), das Asperger-Syndrom (milde Form von Autismus), der "hochfunktionale Autismus" und der "atypische Autismus".

Die Grenzen zwischen den Störungen bis hin zur Normalität sind fließend, die individuellen Ausprägungen der Störungen unterschiedlich. Untersuchungen gehen davon aus, dass weltweit etwa ein Prozent aller Menschen von Autismus betroffen ist, in Österreich sind es mehr als 70.000 Kinder und Erwachsene.

Seit 2015 verschwinden die vier großen Autismus-Typen aus der Diagnostik zunehmend - zugunsten des Begriffs Autismus-Spektrum-Störung. Wir können hier nur einen Überblick über die wichtigsten Merkmale der vier großen Typen anführen, denn die Komplexität von Autismus-Spektrum-Störungen lässt sich nicht auf wenige Sätze reduzieren. Bei Unklarheiten oder Fragen nehmen Sie bitte Kontakt zu Beratungs- oder Informationsstellen auf (<span>siehe: Service: Hilfe und Beratung).

*****

Das Kanner-Syndrom (frühkindlicher Autismus): Das auffälligste Merkmal ist die stark eingeschränkte Sprachentwicklung. Daneben weist es in Wahrnehmung, Kognition und Motorik altersentsprechend starke Abweichungen auf. Oftmals sucht das Kind keinen Augenkontakt - auch nicht zu seinen Eltern. Die Auffälligkeiten müssen vor dem dritten Lebensjahr vorhanden sein. Für diese Kinder sind Kommunikationshilfen wie Gesten, Gebärdensprache oder der Gebrauch von Bildern (Piktos) äusserst wichtig und wertvoll für das Erlangen einer gewissen Selbständigkeit.

Das Asperger-Syndrom ist bestimmt von einer vom Zeitpunkt her frühen bis altersgerechten Sprachentwicklung und einem unter formalen Gesichtspunkten korrekten Sprachgebrauch. Menschen mit Asperger-Syndrom sind oft motorisch ungeschickt. Kinder und Erwachsenen mit Asperger-Syndrom haben meist mangelndes soziales Verständnis und Verhalten, viele zeichnen sich durch Inselbegabungen aus und/oder weisen einen hohen IQ auf.

Hochfunktionaler Autismus wird fälschlicherweise oft mit dem Asperger Syndrom verwechselt. Ein wesentlicher Unterschied besteht darin, dass er mit den Symptomen eines Frühkindlichen Autismus beginnt, im Verlauf der Entwicklung aber eher die Form eines Asperger-Syndroms annimmt. Der IQ liegt im Normbereich.

Der atypische Autismus zeigt sich erst nach dem dritten Lebensjahr. Bei dieser Form kann auch ein verspäteter frühkindlicher Autismus oder eine deutliche Intelligenzminderung auftreten.