Die Liebe hat es Bob Dylan auch im reifen Alter angetan. Die lebende Legende des Folk-Rock hat genau einen Monat vor ihrem 68. Geburtstag ein neues Studio-Album herausgebracht, das dieses Thema als Leitmotiv beinhaltet. Doch es wäre nicht Dylan, würde sein neues Werk nicht schon vorab für Diskussionen sorgen. Diesmal hat das Cover-Bild von "Together Through Life"für medialen Wirbel gesorgt, sind doch darauf zwei Männer beim innigen Küssen zu sehen. Das Foto ist übrigens von Bruce Davidson und stammt aus der Foto-Serie "Brooklyn Gang" aus dem Jahr 1959. Das fotografische Statement ist für Dylans amerikanisches Publikum bestimmt, das sich dem Thema gleichgeschlechtlicher Liebe und Partnerschaft seit einigen Jahren mittels Abstimmungen annimmt.

Sorgte für medialen Wirbel: Das Coverfoto stammt aus dem Jahr 1959. - © Sony Music
Sorgte für medialen Wirbel: Das Coverfoto stammt aus dem Jahr 1959. - © Sony Music

Doch Dylans 33. Studio-Album hat auch genug andere Überraschungen zu bieten. Zunächst einmal ist man erstaunt, dass es überhaupt da ist. Denn in letzter Zeit sind die Abstände zwischen den einzelnen Studio-Alben immer größer geworden. Zwischen den letzten beiden, "Love And Theft" und "Modern Times", vergingen fünf Jahre. Diesmal hat sich der Meister nur drei Jahre Zeit gelassen, da er von Filmregisseur Olivier Dahan um Songs für den Film "My Own Love Song" ersucht wurde. Dylan schrieb die Ballade "Life Is Hard" und etliche Songs mehr. Genug für ein Album, das er bei seiner Plattenfirma deponierte. Diese zögerte nicht lange und brachte es nun heraus.

Das Grundthema von "Together Through Life", die Liebe, wird für manche Hörer ein wenig merkwürdig wirken. Denn Dylan wird von vielen noch immer mit Protestsongs assoziiert. Doch die 68er-Ikone, die gegen den Vietnam-Krieg protestierte, hatte sich damals, als man die Antikriegslieder im Radio spielte, dem Country ver- und Liebeslieder wie "Lay Lady Lay" oder "I´ll Be You´re Baby Tonight" geschrieben.

Lovesongs hatte Dylan auch schon davor gesungen, die von den Fans aber nur wenig beachtet wurden. Außer, wenn er über zerbrochene Beziehungen, unerfüllte Erwartungen und kindliches weibliches Verhalten wehklagte.

Aber keine Sorge: Die zehn Songs von "Together Through Life" sind alles andere als banales Liebesgeflüster. Es mischt sich eine gehörige Portion Leid und Leidenschaft darein, wie Dylan auch in einem von vielen Medien zitierten Interview mit VH1-Chefproduzenten Bill Flanagan zugab.

Eine weitere Überraschung liefert der Sänger, der sich in den letzten Jahren ganz dem Blues verschrieben hatte, mit der musikalischen Ausrichtung des Albums. Ein kräftiger Schuss Tex-Mex lässt "Together Through Life" lebensfroher klingen als seinen erfolgreichen Vorgänger, "Modern Times". Als ob das neue Album das fehlende Glied zwischen den mythischen "Basement Tapes" und "Desire" wäre. Ausschlaggebend dafür ist das Akkordeonspiel von Los Lobos-Mann David Hidalgo, das Balladen wie "If You Ever Go To Houston" oder "Forgetful Heart" jene treibende Dynamik verleiht, die den besten Dylan-Werken immer schon eigen war.

An den Texten haben sich diesmal einige Gemüter erhitztt, schließlich wurde die Mitarbeit von Grateful Dead-Lyriker Robert Hunter sogar von Dylans Chef-Analysten Michael Gray (der sich durch das epochale "Song & Dance Man" um die Dylan´sche Textkritik verdient gemacht hat), als beunruhigendes Signal gewertet. Nach Anhören der Platte kann man aber Entwarnung geben. Die Texte sind eindringlich, höchstens hie und da etwas verschroben.

Insgesamt wirkt das Album, das erneut von Jack Frost und somit von Dylan selbst produziert wurde, äußerst entspannt. So als ob es sich Onkel Bob auf JJ Cales Veranda bequem gemacht hätte, um sich endlich seinen Herzenswunsch zu erfüllen: Ein Album, das niemanden anderen als ihn selbst zufriedenstellen muss.

Bob Dylan:Together Through Life (Columbia / SonyBMG).