Lange ist es her, dass die erste "Greatest Hits"-Sammlung von Bob Dylan veröffentlicht wurde. Damals, im Jahr 1967, war der Künstler nach einem Motorrad-Unfall von der Pop-Bühne verschwunden und Gerüchte seines Ablebens machten die Runde. Stattdessen setzte er sich - wie wir jetzt wissen - in Woodstock mit den Musikern von "The Band" zusammen und musizierte fröhlich und frei jene Songs, die als Bootlegs und später offiziell als "Basement Tapes" für Furore sorgen sollten. Seit damals sind unzählige Dylan-Sammelalben erschienen, sei es mit "Greatest Hits" betitelt oder, wie etwa im Jahr 2007, schlicht mit dem Nachnamen des Künstlers.

Die Zusammenstellung "Pure Dylan" erschien im Herbst 2011. - © Sony Music
Die Zusammenstellung "Pure Dylan" erschien im Herbst 2011. - © Sony Music

Nun gibt es eine neue Sammlung, die dem Hörer den "reinen Dylan" nahe bringen will. "Pure Dylan" enthält 17 Songs, die bisher, wie im Booklet mitgeteilt wird, auf keiner Sammlung vertreten waren. Die Absicht des Unterfangens ist begrüßenswert, allerdings auch ein wenig absurd. Doch wenn man sich von der Sinnsuche (gibt es auch einen unsauberen Dylan?) befreit und ganz einfach die Platte anhört, dann muss man die Zusammenstellung durchaus loben. "Pure Dylan" bietet Songs aus vier Jahrzehnten, die trotz der Stilkapriolen des Altmeisters gut zusammenpassen. Allen Songs gemein ist die getragene Stimmung, als wären sie für diese herbstlich-depressive Zeit extra angefertigt worden.

Und dass gerade Songs aus den "minderen Platten" Dylans in dieser Sammlung eine besonders gute Figur abgeben, zeigt wie sehr man gewisse Werke einfach falsch eingeschätzt hat. Während etwa "Every Grain Of Sand" schon bei Erscheinen des Albums "Shot Of Love" auch von den schärfsten Kritikern gelobt wurde und noch heute seine Wirkung nicht verfehlt, wurde "Billy 1" aus dem dem Soundtrack-Album "Pat Garrett & Billy The Kid" 1973 kaum wahrgenommen. Heute fasziniert der Song mit Booker T. am Bass genauso wie die gesamte Platte. Dem Credo, Dylan hätte nur eine Daseinsberechtigung als Protestsänger, hat mittlerweile auch die konservativste Kritiker- und Fanschar abgeschworen.

Und um auch den treuesten Fan zum Kauf von "Pure Dylan" zu animieren, hat man zudem mit "Trouble In Mind" einen bislang (auf CD) unveröffentlichten Song aus der "Slow Train Coming"-Session des Jahres 1979 hinzugefügt, der - große Überraschung - die Platte eröffnet.

Damals werkte übrigens ein gewisser Mark Knopfler für Dylan an der Gitarre. Wie auch übrigens Dienstag in der Innsbrucker Olympiahalle, wo Dylan in Rahmen seiner Europa-Tournee gastiert.