Gottfried Gusenbauer, Kurator und Direktor des Karikaturmuseums in Krems, hatte sozusagen Glück im Unglück. Die neue, große "Fix & Foxi XXL"-Ausstellung war bereits fertig und dabei, den letzten Schliff zu bekommen, als der Lockdown das ganze Land im März in die Pause schickte. Auch die brandneue Ausstellung musste in den "Frühjahrsschlaf". Nun, am Mittwoch (den 1. Juli), sperrt das Karikaturmuseum im Einklang mit allen NÖ Kultureinrichtungen wieder auf. Nun dürfen auch Zuseher die Welt der beiden sympathischen Fuchskinder Fix und Foxi betrachten. Und was war das Glück dabei? "Wir waren schon fertig, nicht auszudenken, wenn der Lockdown mitten in der Produktion passiert wäre - wenn alles im Laufen ist. Wir haben ja Verträge zu erfüllen", sagt Gusenbauer. Und dennoch: Er habe viel Verständnis für die Maßnahmen und die Schließung wahrgenommen. "Die Sicherheit der Gäste und der Mitarbeiter geht einfach vor."
Dafür wurde die aktuelle Ausstellung, die bis 26. Oktober gelaufen wäre (aber noch keinen einzigen Tag zu sehen war), bis zum 21. Februar nächsten Jahres verlängert. "Irgendwie ist Fix & Foxi doch genau das, was wir alle jetzt brauchen", resümiert Gusenbauer im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Für viele sind die Comics, die ihren Höhepunkt zwischen 1950 und 1970 hatten, eine schöne Kindheitserinnerung. Eine heile, bunte Welt, die Mut macht und Ablenkung verschafft. Gerade in Zeiten, "wo die Sozialen Medien jede Kleinigkeit zum Skandal hochkochen, ist die heile Welt der beiden Fuchskinder das richtige Gegenmittel". Den beiden wohne eine "Neugierde auf die Welt, die es zu entdecken gib inne".

Dazu allgemeingültige soziale Werte wie Freundschaft und Hilfsbereitschaft. Nur gestört durch den frechen Wolf Lupo. Aber auch diese Figur ist mehr, als man denkt, meint Gusenbauer: "Lupo stört zwar immer, ist dabei aber stets imperfekt und daher eine grundsympathische Figur, die auch einmal alle fünf grade lassen kann und den Tag vertrödelt."
"Fix & Foxi" muss heute ohnehin von vielen erst wiederentdeckt werden. Da die Hefte längst nicht mehr erscheinen, gibt es keinen Zugang mehr zum Werk des Verlegers Rolf Kauka (1917-2000), der die beiden Füchse, die zunächst Nebenfiguren in einem "Till Eulenspiegel"-Heft waren, groß machte. Die beiden waren derart beliebt, dass das Eulenspiegel-Heft nach nur zehn Ausgaben in "Fix & Foxi" umbenannt wurde. Der raketenhafte Aufstieg setzte den Verleger unter Druck, jede Woche Material zu liefern. "Fix & Foxi" ist sogar der einzige Comictitel weltweit, der Eingang in die Umgangssprache gefunden hat ("Ich bin fix und foxi"). Kauka stand in einer gänzlich anderen Erzähl- und Zeichentradition als sein Zeitgenosse Walt Disney und etablierte ab den 1950er-Jahren ein eigenständig deutsches Comicgenre nach dem Vorbild Wilhelm Buschs.
Die Gier nach neuem Material verschaffte auch anderen Comic-Helden ihre Premiere im deutschsprachigen Raum: Neben den bekannten Charakteren aus der "Fix & Foxi"-Familie tauchten nämlich Figuren aus frankobelgischen Comic-Klassikern, wie Gaston oder die Schlümpfe erstmals in Kaukas Publikationen auf. Beliebte Serien wie "Lucky Luke" oder "Spirou und Fantasio" wurden so dem Publikum zugänglich gemacht.
Für Gusenbauer sind "Fix & Foxi mehr als bunte Zeichnungen". Sie gehören zur Literaturgeschichte. Ihre Lektüre liefert Soziologen heute ein solides Bild über die 1950-70er Jahre. Fragen wie: "Was war Leuten wichtig? Welche Statussymbole hatten Sie?" könne man erstklassig im Comic beobachten und so ein Gesamtbild der Gesellschaft zeichnen. Das Karikaturmuseum Krems präsentiert nun mit den Originalzeichnungen aus der privaten Sammlung von Unternehmer Stefan Piëch die bisher größte Ausstellung zu den beliebten Comicfiguren und bietet einen umfassenden Einblick in das zeichnerische, gestalterische und unternehmerische Universum Rolf Kaukas.