Es wird der Bauauftrag des Jahrhunderts: Dagobert Duck, seit 74 Jahren der Inbegriff von Sparsamkeit, nimmt tatsächlich Geld in die Hand und leistet sich einen neuen Geldspeicher. Genauer gesagt: Der Egmont Ehapa Verlag, der die deutschsprachigen Disney-Comics vermarktet, schreibt einen Architekturwettbewerb aus. Gesucht wird ein Ersatz für das aktuelle würfelförmige Gebäude (Grundfläche: 37x37 Meter, Höhe: 39 Meter) auf dem Entenhausener Glatzenkogel.

Und weil es zwar ein Gag ist, aber ein realer Wettbewerb, wird das Preisgeld nicht in Talern ausgelobt, sondern in Euro: 1.500, 1.000 und 500 Euro gibt es für den erst-, zweit- und drittplatzierten Entwurf. Die Vorgaben: Der neue Geldspeicher auf dem 50x68 Meter großen Grundstück zwischen Distel- und Scharrenstraße muss ein Höchstmaß an Stabilität aufweisen und sich ins städtebauliche Gesamtbild Entenhausens einfügen. Der knausrige Bauherr - dessen Vermögen auf 500 Trillionen 254 Billiarden (in Zahlen: 500.254.000.000.000.000.000) Taler geschätzt wird - legt auch Wert auf nachhaltige Baustoffe und eine hohe Energieeffizienz. 2D- und 3D-Außenansichten in Schwarz-Weiß (die Inneneinrichtung übernimmt Onkel Dagobert selbst) sind bis 9. Jänner 2022 an geldspeicher@micky-maus.de zu mailen. Zugelassen sind immatrikulierte Architekturstudenten und verwandte Fachrichtungen.

Die ewigen Verlierer

Alle vier Wochen im Lustigen Taschenbuch ein Objekt der Begierde für die Panzerknacker: Der Geldspeicher soll neu gestaltet werden. - ©2021 Disney / Egmont Ehapa
Alle vier Wochen im Lustigen Taschenbuch ein Objekt der Begierde für die Panzerknacker: Der Geldspeicher soll neu gestaltet werden. - ©2021 Disney / Egmont Ehapa

Der Anlass der Aktion ist wohl ein rundes Jubiläum: Dieser Tage feiert nämlich jene Truppe ihren 70er, die ein Jahr nach dem ersten Auftauchen von "Bertels" Geldspeicher eben diesen erstmals zu knacken versuchte und deshalb in den deutschen Comics von Übersetzerin Erika Fuchs auch so getauft wurde: die Panzerknacker. Dem ersten Scheitern der Beagle Boys, wie sie im englischen Original heißen, im November 1951 folgten viele weitere - so wie im soeben erschienenen Sonderband des Lustigen Taschenbuchs, "70 Jahre Panzerknacker" (Nr. 552).

So wie viele andere Disney-Figuren verdanken auch die maskierten ewigen Verlierer ihre Existenz dem Genie Carl Barks, auf den nicht nur ihr rot-blaues Outfit zurückgeht, sondern auch der Running Gag mit den sechsstelligen Sträflingsnummern - warum diese immer nur die Ziffern 1, 6 und 7 enthalten, ist nicht einmal bei Ehapa bekannt - und natürlich das markante "Harharhar!", mit dem sie sich über jeden schlauen Plan (Denkste!) freuen, den sie gerade ausgeheckt haben, um in das Gebäude mit dem "DD"-Logo an der Fassade hineinzukommen. Jedes Mal aufs Neue.

Dass sie dabei scheitern werden, ist natürlich von Anfang an klar, nicht zuletzt, weil ihnen garantiert Tick, Trick und Track in die Quere kommen. Und so gern deren Onkel Donald auch als Pechvogel vom Dienst bezeichnet wird - seien wir ehrlich, dieser Titel gebührt doch eher den Panzerknackern. Und wer hat nicht Mitleid mit ihnen, wenn sie wieder einmal eins auf die Rübe bekommen haben? Denn so wie Mickys Gegenspieler Kater Karlo sind auch diese meist namenlosen Disney-Bösewichte, die unter der Fuchtel von Opa Knack - dem einzigen Schlauen in der Bande - stehen, den Fans in den vergangenen sieben Jahrzehnten ans Herz gewachsen, nicht nur im Lustigen Taschenbuch, sondern auch im wöchentlichen Micky Maus Magazin - das ebenfalls vor kurzem 70 Jahre alt geworden ist.

Disney feiert 70 Jahre Panzerknacker. - ©2021 Disney / Egmont Ehapa
Disney feiert 70 Jahre Panzerknacker. - ©2021 Disney / Egmont Ehapa

In diesem werden übrigens am 22. Mai 2022 dann der duckifizierte Siegerentwurf für den neuen Geldspeicher abgedruckt. Ob dieser dann tatsächlich als neue Form dauerhaft in Entenhausen übernommen wird, ist der Presseaussendung des Ehapa Verlags nicht zu entnehmen. Es wäre aber nicht die erste Runderneuerung dieses Gebäudes. Denn ein Blick ins Disney-Archiv zeigt, dass die Außenansicht des Geldspeichers schon mehrmals geändert wurde beziehungsweise verschiedene Zeichner ihm unterschiedliche Formen gegeben haben. Eines ist aber stets gleich geblieben: das vergebliche Anrennen der Panzerknacker gegen das Bollwerk auf dem Glatzenkogel.