Das Abhörrohr, die Dampfrakete, der DüsianDrucker, die Heu-Mich-Maschine, die Kopf-Kratz-Maschine, das Lauffahrrad, der Lebenswähler, die Strandprojektion, das Ufo/Schwebomobil und natürlich der Wünsch-O-Mat: Fragt man Marko Andric, den aktuellen Chefredakteur des "Micky Maus Magazins" nach seinen Top Ten unter den schätzungsweise zigtausenden Erfindungen von Daniel Düsentrieb, dann erhält man diese Auflistung als Antwort. Wahrscheinlich hat jeder Leser sein ganz eigenes Best-of, und so werden manche in Andrics Aufzählung vielleicht die Intelligenzstrahlen, die Denkkappe oder den Luftroller vermissen.
Seine wichtigste Erfindung hat der Herr Ingeniör, dem nix zu schwör ist, freilich schon sehr früh geschaffen: 1956, also vier Jahre nach seinem ersten Auftritt, hat sich Daniel Düsentrieb das kleine Helferlein gebaut, das seither stets mit dabei ist, wenn Entenhausens genialster, aber kommerziell chronisch erfolgloser Erfinder eine neue Idee in die Tat umsetzt. Reich geworden ist er damit nicht. Im Gegenteil, er hat Schulden bei den diversen Lieferanten von Bauteilen.

Womit sich die Frage stellt: Wovon lebt der Mann - oder besser gesagt: das Huhn - eigentlich? Für Onkel Dagobert ist er zwar laufend tätig, sieht dabei aber keinen müden Taler. Auch Donald, dessen geheimes Alter Ego Phantomias er seit 1969 mit allerlei Low- und High-Tech ausstattet, hat er sicher noch nie eine Rechnung geschickt. Und von Tick, Trick und Track kassiert er garantiert kein Geld, wenn er ihnen eine Erfindung überlässt. Die Flohmärkte mit ausgedienten Werkstücken, die er veranstaltet, reißen ihn wohl ebenfalls finanziell eher nicht heraus. Lebt der ewige Junggeselle also von der Entenhausener Notstandshilfe am Existenzminimum? Oder vermarktet er doch dann und wann eine geniale Erfindung, die ihm dann wieder sein Leben über die nächsten Monate finanziert? Womöglich hat aber auch der sonst so knausrige Dagobert Duck einen Wissenschaftsförderungsfonds für ihn eingerichtet. Wer weiß?
Vielleicht ist es aber auch besser, dass er kein Geld für seine Erfindungen nimmt. Denn dann müsste er sich mit Begriffen wie Gewährleistung oder Garantie herumschlagen - und bei aller Genialität muss man schon auch sagen: Manchmal gehen seine Erfindungen auch ordentlich in die Hose. Anstatt also etwaige Schadenersatzansprüche unzufriedener Käufer zu befriedigen oder um Preise zu feilschen, schenkt er eben lieber her, was er entwickelt hat, und kann ansonsten tun und lassen, was er will. Und er ist ja nicht der Einzige in Entenhausen, der ohne festes Einkommen trotzdem ganz gut lebt, schlag nach bei Donald oder Dussel.

Eine Herausforderung für seinen Zeichner
Im Gegensatz zu Donald könnte ein Daniel Düsentrieb aber nicht auf der faulen Haut liegen. Zu sehr ist er getrieben von seinem Erfindungseifer, der ihn auch schon einmal ein eigenes Werk selbst wieder zerstören lässt. Konkret einen Roboter, der ihm das Schönste wegzunehmen droht, das er hat: die Arbeit.
Der Erfinder ist übrigens in mehrfacher Hinsicht herausragend. Neben seiner Genialität sticht nämlich auch seine Physiognomie hervor. Erstens ist Daniel Düsentrieb ein Huhn - und damit ein bisschen ein Exot unter dem Entenhausener Geflügel. Zweitens ist er groß und schlaksig in seinem schwarzen Gilet und der etwas kurzen braunen Hose, mit dem gelben Hut auf der Perücke (hat er darunter eine Glatze, und ist der spartanische Erfinder am Ende doch ein bisschen eitel?)
Und zumindest dem Namen nach trifft auf ihn das zu, was Disney-Zeichner Carl Barks einst meinte: Er habe Daniel Düsentrieb (die Alliteration im Deutschen hat die geniale Übersetzerin Erika Fuchs erfunden) im Mai 1952 als Randfigur erfunden, weil "jeder Cartoonist irgendwann einen verrückten Erfinder in seinen Strips hatte". Tatsächlich heißt er im englischen Original Gyro Gearloose - wobei "gyro" Kreisel bedeutet und "gearloose" soviel wie Leerlauf oder lockerer Keilriemen; man "gear" aber auch mit Zahnrad übersetzen, dann wäre der Name eine Anspielung auf die Redewendung "to have a screw loose" (eine Schraube locker haben).
Seinem Schöpfer ist er im Laufe seines Lebens immer mehr ans Herz gewachsen. Und so ärgerte sich Barks später im Rückblick fast ein bisschen: "Ich dachte daran, ihn nur dann und wann zu verwenden, deswegen machte ich aus ihm ein großes, unbeholfen aussehendes Huhn. Wenn ich gewusst hätte, dass ich einmal ein ganzes Buch an Düsentrieb-Geschichten würde machen müssen, hätte ich ihn ungefähr so groß wie Donald oder Onkel Dagobert gemacht." Es war nämlich gar nicht so einfach, das große Huhn und die viel kleineren Ducks in denselben Panels einzusetzen.
Vielleicht auch deshalb veränderte sich sein Körper in der Anfangszeit immer wieder: von dürr über rundlich zu schlank. Und die braunen Haare wurden erst grau, dann rot und sind heute dunkelblond. Barks hat sich stets mit Daniel Düsentrieb identifiziert: "Ich bin der geborene Erfinder. Ich denke mir alle möglichen und unmöglichen Gerätschaften aus. Es wäre schier unmöglich, all die zahllosen Erfindungen zum Patent anzumelden, die mir einmal im Kopf herumgekreist sind."
Sonderheft und originelle Ideen der Fans
"Düsis" 70er feiern das Sonderheft "Micky Maus präsentiert - 70 Jahre Daniel Düsentrieb" und das nächste "Lustige Taschenbuch" (Band 558, ab 26. April im Handel). Und das aktuelle "Micky Maus Magazin" (seit 14. April im Handel) erzählt seine Vorgeschichte und wie seine berühmte Werkstatt in Entenhausen entstand. Es gibt auch einen Wettbewerb: Bis 15. Juni können Fans jeden Alters ihre originellsten Ideen an erfinder@micky-maus.de mailen oder fertige Erfindungen per Post an die "Micky Maus"-Redaktion schicken. Die beste wird dann im Erika-Fuchs-Haus in Schwarzenbach an der Saale ausgestellt. Dass diese Interaktion mit den Fans funktioniert, zeigt ein anderer Wettbewerb: Für den im November von Disney ausgelobten Neubau des Geldspeichers sind rund 90 Einreichungen eingegangen. Die drei Gewinnerprojekte sind im Mai im "Micky Maus Magazin" zu sehen.