Auszug aus der Graphic Novel "Poet des Chaos". - © Splitter Verlag
Auszug aus der Graphic Novel "Poet des Chaos". - © Splitter Verlag

"Ich bin wie ein großer, feuriger Komet. Einmal verloschen, werdet ihr mich nie wieder vergessen können", sagte Jim Morrison, Sänger der legendären US-Rockband The Doors, einmal. Und er behielt Recht. Bis heute zählen The Doors zu den bekanntesten Bands der 1960er Jahre, jedes Jahr werden mehr als eine Million Tonträger verkauft. Grund genug, nicht nur alte, unbekannte Songs neu aufzuwärmen, sondern auch die Bandgeschichte in einem neuen Medium feilzubieten.

Paris, 1971: Jim Morrison sitzt in einer Bar und säuft. Wenige Tage vor seinem Tod lässt er sein Leben Revue passieren, im Pariser Exil, auf der Flucht vor der US-Justiz und seinem eigenen Ruhm. So beginnt die zu Morrisons 40. Todestag im Vorjahr in Frankreich erschienene Graphic Novel "Jim Morrison. Poet des Chaos", verfasst von Frédéric Bertocchini, gezeichnet von Jef und auf Deutsch erschienen im Splitter Verlag.

Das Comic zeichnet die Lebensabschnitte des Doors-Sängers nach: von seinen Jugendjahren und ersten Momenten der Rebellion gegen die Eltern, über die erste Liebe und Szenen aus dem Bandleben bis zu seinen letzten Stunden 1971 in Paris. Und hier zeigt sich, was nicht nur seinen Fans bekannt sein dürfte: dass Jim Morrison wahrlich wie ein Komet war: er lebte kurz und rastlos, zelebrierte in der Öffentlichkeit seinen zerstörerischen Lebensstil.

"Jim Morrison: Poet des Chaos" - Cover der Graphic Novel von Frédéric Bertocchini und Jef. - © Splitter Verlag
"Jim Morrison: Poet des Chaos" - Cover der Graphic Novel von Frédéric Bertocchini und Jef. - © Splitter Verlag

Die Erzählung fußt auf realen Ereignissen, ist aber mit Betrachtungen der beiden Autoren und Doors-Fans angereichert. Und diese fehlende Distanz ist verantwortlich dafür, dass die Graphic Novel der stereotypen Darstellung des Rock Stars nichts entgegenhält. Seine theoretischen und praktischen Filmarbeiten zum Beispiel treten in den Hintergrund; behandelt werden dagegen vor allem psychedelische und alkoholgetränkte Szenen seines Lebens.

Anderseits nutzen die Autoren das Medium "Graphic Novel" bestens zur Darstellung von Morrisons Erinnerungen. Denn Erinnerungen folgen keiner strikten Chronologie - und so ist die Geschichte auch gestaltet: Die Bilder bestimmen die Zeitrahmen, man ist mit einem Vor und Zurück im Leben des Sängers konfrontiert; Sprünge, die Doors-Unkundige verwirren, Doors-Fans wiederum langweilen, da nichts Neues geboten wird. Und neben dem Inhalt des Comic enttäuschen auch die Zeichnungen: sofern nicht auf Fotografien basierend, fehlen den Bildern meist die richtigen Proportionen, die Bewegungen der Charaktere sind steif und starr. Außerdem ähneln die Zeichnungen der anderen drei Doors-Mitglieder kaum ihren echten Vorbildern, und frei gezeichnet sieht selbst Jim Morrison aus wie ein Gewichte stemmender Schwarzenegger oder ein David Hasselhof aus der ersten Staffel von der US-Fernsehserie Knight Rider. Und manchmal hat offenbar sogar der Sänger Bertrand Cantat der französischen Band Noir Desir als Vorlage für den Frontmann der Doors gedient.

Auszug aus der Graphic Novel "Poet des Chaos". - © Splitter Verlag
Auszug aus der Graphic Novel "Poet des Chaos". - © Splitter Verlag

Fazit: Lesezeichen braucht man für "Poet des Chaos" keines, der Band lässt sich locker auf einen Sitz ansehen und lesen. Leider ist die vorliegende Graphic Novel mehr ein Stück Devotionalie denn bereichernde Beschäftigung mit der Biographie eines Stars.

Siehe auch die Nachlese: Bisher unbekannter Song von The Doors auf Facebook zu hören