"Die Mumin-Trolle werden immer einen Platz in meinem Herzen und in meinen Alpträumen haben." Dieses Zitat aus einem Blog spricht vielen aus dem Herzen, die in den 80ern mit den nilpferdähnlichen Wesen im Kinderfernsehen Bekanntschaft gemacht haben. Anders als bei den Barbapapas oder der Familie Petz erlebten diese Trolle in ihrem finnischen Zauberland tatsächlich existenzielle Abenteuer. Also solche, bei denen man sterben kann. Es gab verschiedene Verfilmungen, aber jene, die heute 35- bis 40-Jährige noch mit wohligem Schaudern erfüllt, soll den Originalgeschichten von Tove Jansson am nächsten gekommen sein. Immerhin lässt Jansson ihre Trolltruppe einmal gar vor dem Weltuntergang bangen - "Du musst in alle Richtungen nach Gefährlichkeiten Ausschau halten", heißt es zu Recht in "Komet im Mumintal".

Leger philosophisch

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Tove Jansson wäre am 9. August 100 Jahre alt geworden, und ganz Finnland steht heuer im Bann des Jubiläums dieser besonderen Nationaldichterin. Ihre erste Mumin-Geschichte war ja noch "nur" eine Dichtung. Jansson wollte eigentlich Malerin werden. Vom Krieg war sie aber so frustriert, dass sie den Pinsel weggelegt hatte. Und als Gegenwelt zur bitteren Kriegsrealität 1939 ein Märchen geschrieben hat über Mumin, der seinen Vater sucht. 1945 überredete ein Freund sie, die Geschichte zu illustrieren - und mit "Mumins lange Reise" war ein Kult geboren.

Tove Jansson erfand die rundlichen Trolle. Moomin Characters
Tove Jansson erfand die rundlichen Trolle. Moomin Characters

Jansson entstammte einem liberalen Künstlerhaushalt - und die Familie Mumin mit ihrem legeren Hang zur Philosophie ähnelt ihrer eigenen Familie. Muminpapa ist deutlich von ihrem eigenen Vater inspiriert, der wie sein Trollpendant ein Freund des gemächlichen Risikos war. So sagt Muminpapa mit leuchtenden Augen zu seinem Sohn, der eben ein "herrlich ruhiges Familienleben" konstatiert hat: "Aber noch herrlicher wäre es, wenn etwas Aufregendes und Schreckliches passieren würde!" Gut, dass es zum Ausgleich Muminmama gibt, eine adrette Frau mit Schürze und in keiner Lebenslage ohne Handtasche. Noch einige liebenswerte Persönlichkeiten mehr bevölkern das salonhafte Muminhaus. Unter anderem eine winzige, immer grantige Person namens Mü.

Jansson, die im eigenen Privatleben bald merkte, dass sie nicht den herkömmlichen Familienweg beschreiten würde, hatte sich ihre eigene Familie erzeichnet. Sie lebte bis zu ihrem Tod 2001 mit einer Frau zusammen, war lesbisch, als das in Finnland noch illegal war (bis 1971). Nach dem Tod ihrer Mutter schrieb sie keine neuen Mumingeschichten mehr - dafür Literatur für Erwachsene, die nun im Zuge des Jubiläums auch auf Deutsch neu aufgelegt wird. Wie etwa "Das Sommerbuch", ein flott-melancholischer Großmutter-Enkelin-Dialog (bei Bastei Lübbe). Die Comics mit zeitlosem, immer überraschendem Witz sind in großer Zahl bei Reprodukt verlegt, die Mumin-Kinderbücher bei Arena.

Und dann gibt es natürlich das überbordende Merchandising, das in einer "Muminwelt" gipfelt. In dem Themenpark an der Westküste Finnlands kann man sogar heiraten. Man kann dort aber auch einfach das Leben genießen, was, wie sie in einem ihrer Bücher schreibt, ganz leicht ist. Zum Beispiel: "Hüpf oder wate in roten Stiefeln durch den Schlamm!"