Die japanischen Comics sind mittlerweile auch in vielen europäischen Comicläden zu finden und machen den klassischen Titeln wie Asterix, Mickey und Co. Konkurrenz. Was Anfang der 90er noch als Insidertip unter Comicbegeisterten galt, beherrscht heute ganze Regalwände in den europäischen Buchgeschäften.
In Japan begann der Mangakonsum bereits nach dem Zweiten Weltkrieg zu boomen.
Jeder Japaner kauft durchschnittlich 20 Mangas pro Jahr; diese Begeisterung ist auch darauf zurückzuführen, dass es für jede Altersgruppe und zu jedem erdenklichen Thema den passenden Comic gibt. Mangas machen fast 40% aller Drucksachen in Japan aus; das heißt, pro Jahr werden an die zwei Milliarden Bücher und Magazine mit Mangas verkauft.
Im Unterschied zu der meist jüngeren Zielgruppe der Comicleser zählen in Japan vor allem die Älteren zu den Hauptverbrauchern.
Die Unterschiede
Ein Unterschied zwischen den "normalen" Comics und Mangas findet sich vor allem in der Stilrichtung. Mangas zeichnen sich oft durch große Augen, wenig Text und viele Glanzpunkte aus und auch die Perspektiven sind viel umfangreicher. Der ständige Wechsel der Blickwinkel und die unterschiedliche Größe der einzelnen Bilder geben dem Manga viel Dynamik und erinnern stark an einen Film. Um den Gemütszustand einer Person darzustellen, gibt es hunderte Symbole und Zeichen von Schweißtropfen, über Wölkchen bis hin zu explodierenden Köpfen.
Die Genres sind durch die breit gefächerte Leserschaft viel ausgeprägter und behandeln auch viele, für Kinder nicht geeignete Themen. So gibt es z.B. jede Menge Hentai (erotische Mangas) mit eher wenig Handlung und sogar Kochbücher im Comicstil. Mit Mangas kann man lernen, wie man sich am besten bei einem Vorstellungsgespräch verhält, oder mit welcher Strategie man ein Mah Jongg Spiel gewinnt.
Mit der Gewalt wird in Mangas auch anders umgegangen als in westlichen Comics. Es gibt extrem blutrünstige Szenen, in denen das Blut in jede Ecke spritzt und in denen offene Bäuche und abgeschlagene Gliedmaßen auf jeder zweiten Seite zu finden sind. Zugänglich sind diese Mangas sowie pornografische Hentai für jede Altersgruppe. Man braucht nur in einen der vielen Mangaautomaten auf der Straße ein paar Münzen zu werfen und schon ist man mit den bizarrsten Themen im handlichen Bunkoformat versorgt.
Mangas in Europa
Erst Anfang der 90er gelangten dann auch die ersten Mangas als Animes (japanische Zeichentrickfilme) ins europäische Fernsehen. Sailor Moon und Pokémon machten den Anfang und viele weitere sollten folgen. Der Manga fand schnell seine Anhänger, wenn auch hauptsächlich unter Kindern und Jugendlichen. In den letzten Jahren wurden Mangas auch erfolgreich mit Merchandisingartikeln, Spielkarten, T-Shirts, Stofftieren, Actionfiguren und Computerspielen vermarktet.
Eine neue Fraktion auf dem Comicmarkt bilden die koreanischen Manhwa und die chinesischen Manhua, die sich für den europäischen Betrachter nur leicht von den Mangas abheben. Das derzeitige Angebot am österreichischen Buchmarkt ist noch lange nicht so ausgeprägt wie das japanische, dennoch sind auch hier schon einige interessante Exemplare zu finden, die nicht nur spannend zu lesen sind, sondern auch teilweise gut recherchierte, geschichtliche Themen behandeln und vor allem sehr gut gezeichnet sind.