Cambridge. (est/apa) Schlechte Nachrichten für Veganer: Eine rein pflanzliche Ernährung könnte in eine evolutionäre Sackgasse führen. Zumindest scheint das bei den Urahnen der Menschen so gewesen zu sein, denn nicht umsonst hätte Homo erectus, der Vorfahr des Homo sapiens, Fleisch in seinen Speiseplan mit aufgenommen.
Fleisch und die Zubereitung von Nahrung mit Werkzeugen könnte laut US-Forschenden der Universität Harvard ausschlaggebend gewesen sein für menschliche Züge: Große Zähne wichen kleinen, Kiefer und Magen schrumpften, berichten sie im Fachblatt "Nature".
Ausgangspunkt des Teams um Katie Zink war die Tatsache, dass unsere nächsten Verwandten, die Schimpansen, den halben Tag mit Kauen verbringen. Menschen brauchen viel kürzer zum Essen. Schon vor zwei bis drei Millionen Jahren wurde das Kauen leichter, weil unsere Vorfahren ihren Speiseplan so umstellten, dass er zu einem Drittel aus Fleisch bestand. Zudem begannen sie, ihre Nahrung mit Steinwerkzeugen zu zerkleinern. Die Umstellung hätte die Zahl der täglichen Kaubewegungen um 20 Prozent gesenkt, aber genug Energie bereitgestellt, um ein großes Gehirn zu versorgen.
Rolle in der Sprachentwicklung
Katie Zink ließ Testpersonen im Labor auf Fleisch und Gemüse herumkauen. Satt das Gekaute zu schlucken, sollten sie es ausspucken, damit es untersucht werden konnte. Um die Situation unserer Vorfahren nachzustellen, wählten die Forschenden das zähe Fleisch von Ziegen. Die Probanden erhielten es in beliebiger Reihenfolge roh, geschnitten, gestampft oder gekocht. Während sie kauten, wurden ihre Kieferbewegungen mit Messinstrumenten verfolgt. "Wir haben festgestellt, dass Menschen rohes Fleisch mit ihren flachen Zähnen nicht effektiv essen können", erklärt Studienleiter Daniel Lieberman. "Wenn man den Leuten rohe Ziege gibt, kauen und kauen sie, doch das meiste davon ist am Ende ein dicker Klumpen."
Das Kauen sei eine Eigenschaft von Säugetieren, die ihnen erlaubt, mehr Energie aus ihrer Nahrung zu ziehen. Die Bearbeitung von Speisen erhöhe die beim Kauen gewonnene Energiemenge. "Kleinere Stücke haben ein besseres Verhältnis von Oberfläche zu Volumen, damit Verdauungsenzyme sie besser zersetzen können", so Lieberman. Während man viele Pflanzen sehr lange kauen muss, um genug Energie aus ihnen zu ziehen, hat Fleisch eine höhere Dichte an Kalorien und Nährstoffen, sodass weniger davon den Bedarf deckt. Laut den Forschenden hat der Fleischkonsum in der menschlichen Evolution den Schritt zum "Jäger und Sammler" ermöglicht. Der Einsatz von Steinwerkzeugen hob den Selektionsdruck für große Mäuler und Zähne auf. Das erlaubte die Entwicklung kürzerer Gesichter, die fürs Sprechen nötig waren, sowie größer Gehirne und Körper.