Ob es einen Zusammenhang zwischen den Morden gibt, ist bis heute nicht geklärt. Bestimmte Gruppen versuchten, mit dem Töten von berühmten Frauen und Aktivisten die Gesellschaft zu terrorisieren, kommentiert die irakische Menschenrechtlerin Hana Edwar die Morde an den Frauen. Gleichzeitig werde allen anderen Frauen zu verstehen gegeben, dass sie besser "ihre Jobs aufgeben und zu Hause bleiben sollten".

Doch die Frauen im Irak denken gar nicht dran, die drei Ks - Küche, Kinder, Kirche, in diesem Fall Beten - als ihr Lebenselixier zu betrachten und den Rückwärtsgang einzulegen. Immer mehr Frauen wollen arbeiten, um das Familienbudget zu bereichern und einen bessern Lebensstandard zu erzielen. Aber auch, um eine gewisse Unabhängigkeit vom Mann zu erreichen. Die Scheidungsrate wächst, besonders in den Großstädten. In Bagdad werden Scheidungsparties gefeiert, wenn es eine Frau nach oft langem, schwierigem Weg geschafft hat, von ihrem Ehemann geschieden zu werden. Dass eine Frau sich scheiden lässt, ist im Irak nach Saddam Hussein noch immer schwierig.

Heiraten ab neun

Was die Frauen vor allem in religiös geprägten Regionen Iraks derzeit umtreibt, zeigt eine Konferenz in Basra, zu der Frauen von verschiedenen Organisationen eingeladen wurden. Auch im Irak wird der Internationale Frauentag am 8. März begangen. Das war schon zu Saddam Husseins Zeiten so und ist es geblieben. Am runden Tisch machen die Frauen sich Luft über einen Gesetzentwurf, der schon mehrmals im Parlament eingebracht wurde und der vorsieht, dass Mädchen ab neun Jahren heiraten dürfen. Das sogenannte Jafari-Gesetz - nicht zu verwechseln mit dem ehemaligen Premierminister und vorigem Außenminister Ibrahim al-Jafari, sondern Ja’afar al-Sadiq, dem sechsten schiitischen Imam, der eine schiitische Rechtsschule begründete.

Er rechtfertigt sein Vorhaben mit dem Propheten Mohammed, der Aischa seine dritte von insgesamt neun Frauen ehelichte, als sie erst neun Jahre alt war. "Das ist ungeheuerlich", ereifern sich die Mitglieder der Frauenliga "Lotus". Da das Gesetz durch die vehementen Frauenproteste wohl nicht im Parlament verabschiedet werden wird, umgehen die Imame in den Moscheen es damit, dass die Ehe vor Allah im Sinne des Propheten Mohammed geschlossen wird, die Papiere dort aufbewahrt werden, bis die Frau volljährig ist und nach irakischem Recht (18, Ausnahme 16) offiziell verheiratet werden darf. Erst dann werden die Heiratspapiere bei Gericht eingereicht und die Ehe wird staatlich eingetragen. Elham Nasser, die Vorsitzende von "Lotus", hat erfahren, dass so immer mehr Elf- und Zwölfjährige verheiratet werden. "13 ist fast schon normal", sagt sie wütend. Das sei die Rache der Männer für die zunehmende Emanzipation, kommentiert Farah Ibrahim von "Lotus" die Situation.

Die Frauen im Fayruz-Café sehen dies entspannter. "Wir erziehen doch die Kinder", sagt Sarah, die mit ihrem kleinen Sohn vorbeigekommen ist. Und ihre Freundin Naqa’a ergänzt: "Wir müssen zusehen, dass so etwas nicht passiert."