Prag/Brno. Der französische Atom-Konzern Areva hat eine Klage gegen seinen Ausschluss aus dem Auswahlverfahren für den Ausbau des südböhmischen Atomkraftwerkes Temelin beim Kreisgericht in Brno eingereicht. Außerdem fordert er eine gerichtliche vorläufige Maßnahme, mit der der Tender, in dem es um einen lukrativen Auftrag im Wert von 200 Mrd. Kronen (7,72 Mrd. Euro) geht, zunächst gestoppt würde und kein Vertrag unterzeichnet werden könnte, bestätigte die Sprecherin des Gerichtes, Miroslava Sedlackova, laut Medienberichten.

"Bedingungen nicht erfüllt"

Der zu 70 Prozent staatliche Tschechische Energiekonzern (CEZ) hatte Areva aus dem Auswahlverfahren im Oktober 2012 ausgeschlossen. In der Begründung hieß es, dass die Franzosen die Bedingungen für die Beteiligung nicht erfüllt hätten. Es handle sich um "Handelsgründe" sowie "gesetzliche Gründe", wobei die Gründe "grundsätzlich seien", hatte CEZ die Entscheidung begründet, ohne jedoch weitere Details zu nennen. Areva wies dies zurück und legte bei der Wettbewerbsbehörde (UOHS) Berufung ein. Allerdings wies UOHS die Beschwerde schließlich ab.

An dem Auftrag sind noch zwei andere Bewerber interessiert: der US-Konzern Westinghouse und das tschechisch-russische Konsortium MIR.1200 aus Skoda JS, Atomstrojexport und Gidropress. Die tschechischen Experten zeigen sich eher skeptisch über die Aussichten von Areva auf die Rückkehr in das Auswahlverfahren. Allerdings schließen sie nicht aus, dass die Gerichtsklage und eventuelle Berufungen zu höheren Gerichtsinstanzen das Projekt verzögern könnten.

Entscheidung erst später

Schon jetzt befindet sich der Ausbauplan im Verzug. Ursprünglich wollte die Prager Regierung noch heuer den Sieger des Tenders bestimmen und mit ihm entsprechenden Vertrag unterzeichnen. Kürzlich erklärte jedoch der CEZ, dass die Entscheidung erst Ende 2014 oder im Jahr 2015 gefällt sein werde.

In den vergangenen Monaten tauchten außerdem Zweifel auf, ob sich angesichts der sinkenden Strompreisen lohnt, Temelin auszubauen. Beispielsweise der frühere Finanzminister Miroslav Kalousek erklärte, um so etwas unterzeichnen zu können, müsse man sicher sein, dass die Investition effektiv sei. "Jetzt bin ich mir nicht sicher", sagte Kalousek im Mai gegenüber der tschechischen Tageszeitung "Hospodarske noviny". Über die Angebote der Bewerber um den Auftrag sei er sonst "sehr unangenehm überrascht".