Paris. Die französische Regierung hat der Atomindustrie demonstrativ den Rücken gestärkt und einem Ausstieg aus der Nuklearenergie eine Absage erteilt. "Nuklearstrom wird immer mindestens die Hälfte unserer Energie ausmachen", sagte Industrieminister Arnaud Montebourg der Zeitung "Journal du Dimanche" zufolge bei einer Veranstaltung in Peking.
Anlass war das 30-jährige Jubiläum der Partnerschaft beider Länder im Nuklearsektor. Die Regierung in Paris will die Abhängigkeit vom Atomstrom bis zum Jahr 2025 von derzeit 75 Prozent auf 50 Prozent senken. Die Pläne haben die Energiekonzerne verunsichert. Kein Land auf der Welt ist derzeit so abhängig von Atomstrom wie Frankreich.
Aufträge in China
China will dagegen bis zu 30 neue Atomkraftwerke bauen. Der französische Areva -Konzern errichtet in der östlichen Provinz Guangdong zwei Reaktoren und verhandelt mit China über den Auftrag für zwei weitere Reaktoren. Diese Verhandlungen würden nun auf politischer Ebene geführt, sagte Frankreichs Ministerpräsident Jean-Marc Ayrault, der auf der China-Reise ebenfalls für Aufträge an französische Firmen warb.
Erst vergangenen Monat erhielt der französische Energiekonzern "Électricité de France SA" (EDF) den Zuschlag, für 16 Milliarden Pfund (rund 19 Milliarden Euro) zwei neue Atomkraftwerke in Großbritannien zu bauen. Das ist der erste Bau eines neuen Atomreaktors in Europa seit der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima im März 2011.
Pannen in französischem Atomkraftwerk
Indes machte das französische Atomkraftwerk Cattenom in diesem Jahr mit einer Pannenserie Schlagzeilen. Zuletzt musste im Oktober der Reaktorblock 4 abgeschaltet werden, weil ein Dieselmotor zur Notstromversorgung nicht ordnungsgemäß funktionierte. Der Vorfall hatte jedoch keine Auswirkungen auf Menschen oder Umwelt, wie der Kraftwerkbetreiber EDF mitteilte.