Wissenschafter warnen vor einem deutlichen Anstieg des Meeresspiegels. Selbst wenn sich die Länder bis 2030 an die Ziele aus dem Pariser Klimaabkommen, das im Jahr 2015 festgeschrieben wurde, hielten, würde dies den Ozeanspiegel bis zum Jahr 2300 um 20 Zentimeter ansteigen lassen. Die gegenwärtigen Klimaschutzverpflichtungen von Regierungen würden nicht ausreichen, verdeutlichen Forscher im Fachblatt "Proceedings of the National Academy of Sciences (Pnas)" in einer Studie. Auch das Süßwasser auf dem Festland wird mehr. Dieses würden allerdings vermehrt die Pflanzen verbrauchen, wodurch den Menschen weniger bleibt. Davon betroffen wären vor allem Nordamerika und Eurasien, aber auch Europa, heißt es in einer weiteren Publikation im Fachblatt "Nature Geoscience".

"Um den langfristigen Anstieg des Meeresspiegels zu begrenzen, ist es entscheidend, dass bei den Klimaplänen der Länder nachgebessert wird und die Anstrengungen zur Vermeidung von Emissionen verstärkt werden", erklärt Studien-Koautor Johannes Gütschow vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Die Forscher berechnen in der Studie, dass mehr als die Hälfte des erwarteten Meeresspiegelanstiegs auf die fünf größten Verursacher von Treibhausgasemissionen zurückzuführen wäre: China, USA, EU, Indien und Russland.

Anstieg weit in die Zukunft

Auf das Konto dieser Länder würden zwölf der 20 Zentimeter des erwarteten Anstiegs gehen - und dies für den Fall, dass sie die Klimaziele aus dem Pariser Abkommen bis 2030 einhalten. Werden diese verfehlt, könnte das in einem noch höheren Anstieg der Meere resultieren.

Erstellt wurde die Studie von Forschern der Climate Analytics in Berlin und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Sie zeigt den Autoren zufolge erstmals die konkreten Auswirkungen der bisher vereinbarten Vorhaben der einzelnen Länder zur Emissionsreduktion im Rahmen des Pariser Klimaabkommens mit Blick auf den längerfristigen Meeresspiegelanstieg.

"Was wir heute tun, wird einen großen Einfluss bis zum Jahr 2300 haben", erklärt Leitautor Alexander Nauels von Climate Analytics, "wenn man noch dazu bedenkt, dass alleine 15 Jahre ab dem Pariser Abkommen Ursache für diese 20 Zentimeter sind". Das entspreche grob dem bisher im gesamten 20. Jahrhundert beobachteten Meeresspiegelanstieg.

Durch das langsame Tempo, mit dem der Ozean, die Eisschilde und Gletscher auf die globale Erwärmung reagieren, "entfalten sich die wahren Folgen unserer Emissionen für den Meeresspiegelanstieg erst über Jahrhunderte", warnt er. "Je mehr Kohlendioxid-Emissionen jetzt freigesetzt werden, desto stärker bestimmen wir auch bereits den Meeresspiegelanstieg der Zukunft." Damit steigt den Forschern zufolge auch das Risiko für häufigere und stärkere Überflutungen. Das könne für viele Küsten- und Inselgemeinschaften verheerende Auswirkungen haben.

"Unsere Ergebnisse zeigen klar, dass unsere heutigen Emissionen unweigerlich dazu führen, dass die Meere bis weit in die Zukunft hinein ansteigen", betont Ko-Autor Carl-Friedrich Schleussner von Climate Analytics. "Dieser Prozess lässt sich nicht zurückdrehen, er ist unser Vermächtnis für die Menschheit."

Pflanzen brauchen mehr

Obwohl der Welt ein Wasserüberschuss bevorsteht, wird es für die Erdbevölkerung weniger. Für diese scheinbar unlogische Entwicklung haben Forscher des Dartmouth College in Hanover die Antwort gefunden. Wie sie in ihrer Studie erklären, werden im Zuge des Klimawandels die Pflanzen mehr Wasser aufnehmen, als dies heute geschieht.

Trotz einer erwarteten Niederschlagszunahme werden Regionen wie die USA und Europa trockener, so die Forscher. Lange wurde angenommen, dass Pflanzen die Wasseraufnahme mit zunehmendem CO2-Gehalt in der Atmosphäre reduzieren und damit mehr frisches Wasser im Boden und in den Flüssen zur Verfügung steht. Diese Annahme gelte allerdings nur für die Tropen und Regionen in hohen Lagen. Demnach würden die Pflanzen eine ansteigende Trockenheit verursachen.

"Weltweit wird nach Lösungen gesucht, um Wasser von A nach B zu bringen, um dieses Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage ausloten zu können", betont Studienautor Justin Mankin vom Dartmouth College.(gral/apa)