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Ein Markt mit viel Luft nach oben

Von Karl Leban

Klimawandel

Luftreinigungsgeräte sind derzeit stark nachgefragt. Corona und der Klimawandel sorgen dafür, dass das Geschäft boomt.


Jedes Jahr führt die Luftverschmutzung weltweit zu rund 6,5 Millionen Todesfällen, wie aus einem Bericht der Internationalen Energieagentur hervorgeht. Smog gilt als eine der größten Bedrohungen für die menschliche Gesundheit. Noch verschärft wird das Problem durch die Corona-Pandemie und den Klimawandel. Außerdem leiden immer mehr Menschen an Allergien, Asthma und anderen Atemwegserkrankungen. Vor diesem Hintergrund ist es keineswegs überraschend, dass das Geschäft mit Luftreinigungsgeräten stark in Fahrt gekommen ist und dieser Boom wohl noch lange anhält. Schließlich können solche Geräte nicht nur Pollen, Schimmelsporen, Fein- und Hausstaub sowie Gerüche, sondern auch Bakterien und Viren aus der Luft herausfiltern.

"Bisher war das Thema Luftqualität ein Nischenthema, aber mit dem Klimawandel, Covid und den jüngsten Waldbränden hat es an Brisanz gewonnen", erklärt Monika Rosen-Philipp, Chefanalystin der Unicredit Bank Austria, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Eine steigende Nachfrage nach Luftreinigungsgeräten sei insbesondere bei privaten Haushalten und im gewerblichen Bereich zu orten.

Gesundheitsbewusstsein steigt

Nach einer Schätzung der US-Consultingfirma Grand View Research belief sich der globale Markt für Luftreiniger im vergangenen Jahr bereits auf ein Umsatzvolumen von 10,7 Milliarden Dollar, umgerechnet 9,1 Milliarden Euro. Die Experten dieses Beratungsunternehmens gehen jedoch davon aus, dass das Ende der Fahnenstange damit noch lange nicht erreicht ist. Sie prognostizieren kräftiges Marktwachstum: Für den Zeitraum von 2021 bis 2028 rechnen sie mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von zehn Prozent pro Jahr.

Grand View Research erwartet vor allem, dass der globale Markt für Luftreinigungsgeräte durch die Zunahme von Krankheiten, die so wie Covid per Luft übertragen werden, und die zunehmende Luftverschmutzung in städtischen Gebieten angeschoben werden wird. Als weitere Wachstumstreiber sehen die US-Consultants ein wachsendes Gesundheitsbewusstsein, verbesserte Lebensstandards und ein steigendes verfügbares Einkommen.

"Wenn sich alle Haushalte nach einem Klimagerät nun auch ein Luftreinigungsgerät anschaffen, dann wird es da ein starkes Wachstum geben", bestätigt Rosen-Philipp. "In Europa hat das in den privaten Haushalten noch kaum jemand." Hier werde mittel- bis langfristig von einem durchschnittlichen Wachstum von jährlich mehr als 15 Prozent ausgegangen.

Hauptmarkt war zuletzt Asien

Den weltweiten Markt für Luftreiniger dominiert hat 2020 der gewerbliche Sektor, auf ihn entfiel laut Grand View Research ein Umsatzanteil von gut 54 Prozent. Im Einsatz sind Luftreiniger in diesem Anwendungsbereich vor allem in Büros, Einkaufszentren, Hotels, Fitnessstudios, Theatern, Kinos sowie Bildungs- und Konferenzzentren.

Indes hatte im Vorjahr rein geografisch der asiatisch-pazifische Raum den höchsten Anteil am globalen Gesamterlös beim Verkauf von Luftreinigern, und zwar mit rund 42 Prozent. Gründe dafür sind zum einen die rasche Urbanisierung und Industrialisierung und zum anderen eine stark wachsende Bevölkerung mit einem höheren verfügbaren Einkommen. Für Asien rechnet Grand View Research damit, dass die zunehmende Smog-Problematik die Akzeptanz von Luftreinigern vor allem in Ländern wie Indien und China weiter stark erhöhen wird.

"Molekule gilt als ,Cadillac‘"

Zu den größten Anbietern von Luftreinigungsgeräten zählen Großkonzerne wie Honeywell, Whirlpool (beide USA), Philips (Niederlande) und Samsung (Südkorea). Eine besondere Perle unter den Herstellern scheint jedoch das im kalifornischen Silicon Valley ansässige Start-up Molekule zu sein. "Molekule gilt als der ,Cadillac‘ unter den Luftreinigern", betont Rosen-Philipp. Bei Risikokapitalgebern ist die 2014 gegründete Firma jedenfalls sehr begehrt: Hatten diese Anfang 2020 erst 58 Millionen Dollar in das Start-up investiert, waren es zuletzt bereits 96 Millionen. Ein Börsengang in naher Zukunft wäre keine Überraschung.