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Gemeinden werden immer klimafitter

Von Petra Tempfer

Klimawandel

Österreichs Gemeinden setzen gezielt Maßnahmen, um das Klima zu schützen - oder sich an den Wandel anzupassen.


Laute Blasmusik empfängt einen beim Betreten der Veranstaltungshalle 1 des Messegeländes Tulln, in der am Mittwochvormittag der zweitägige 67. Gemeindetag eröffnet wird. Es ist die Militärmusik Niederösterreich in moosgrüner Uniform, die einen beachtlichen Teil der Tribüne einnimmt und diese musikalisch auf die Redner und Ehrengäste einstimmt.

Der Gemeindetag findet heuer pandemiebedingt in "abgespeckter Form mit nur rund 1.500 Teilnehmern statt", hatte Gemeindebund-Präsident Alfred Riedl (ÖVP) bereits am Vortag angekündigt. Auf dem Messegelände gilt die 2G-Regel, in der Halle ist nur jeder zweite Sessel besetzt. Im Vorjahr wurde der Gemeindetag zur Gänze abgesagt.

Die Musik verstummt, es hallt kurz nach, und nach dem Tullner Bürgermeister Peter Eisenschenk (ÖVP) ergreift Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) das Mikrofon. Beim Klimaschutz seien vor allem "die kleinen Einheiten so wichtig": die Gemeinden. Denn es gehe immer darum, dass diese den ersten Schritt machten. "Die Regierung und die Länder können nur dann etwas erreichen, wenn wir es alle gemeinsam tun."

Die Gemeinden sind hier offenbar tatsächlich hoch engagiert - und es werden immer mehr. Ein Großteil der anwesenden Bürgermeister und weiteren Gemeindevertreter sind Teil irgendeiner Art von Klima-Modellregion, wie ein Nachfragen der "Wiener Zeitung" zeigt. Konkret gibt es hier vier dominierende Schienen, kristallisiert sich heraus.

1.000 Gemeinden sind beim Klimabündnis mit dabei

In Österreich gibt es insgesamt 2.095 Gemeinden, 1.000 davon sind Klimabündnis-Gemeinden. Das Klimabündnis ist das größte, kommunale Klimaschutz-Netzwerk des Landes, über das Gemeinden betreut, beraten und begleitet werden, um klimaschädliche Treibhausgase zu reduzieren. Zudem sind 254 Städte und Gemeinden sogenannte E5-Gemeinden, die zum Beispiel auf E-Mobilität setzen. 950 Gemeinden gehören den Klima- und Energie-Modellregionen (KEM) an, die Klimaschutzprojekte umsetzen und gezielt auf erneuerbare Energien, Reduktion des Energieverbrauchs oder nachhaltiges Bauen setzen.

Die KEM sind ein Programm des Klima- und Energiefonds, ein Instrument der Bundesregierung, über das die regionalen Klimaschutzprojekte und das Regionsmanagement kofinanziert werden. Auch die Klimawandel-Anpassungsmodellregionen (KLAR!) laufen über den Klima- und Energiefonds: Zu den KLAR! zählen 601 Gemeinden, deren Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel der Fonds wissenschaftlich begleitet und finanziell unterstützt. "Das können trockenheitsresistentere Baum- oder Weinsorten sein, oder auch Bewässerungssysteme", sagt dazu Katja Hoyer vom Fonds. Die Nachfrage sei "sprunghaft angestiegen". Seit Sommer des Vorjahres hat sich die Anzahl der teilnehmenden KLAR!-Gemeinden fast verdoppelt. Am Gemeindetag wurde zudem ein Positionspapier zum Bodenverbrauch beschlossen.

"Schon lange vor den Freitagsdemos war der Klimaschutz bei uns Thema", betont auch Riedl noch, bevor er mit einer großen Schere das auf der Tribüne drapierte, rot-weiß-rote Band durchschneidet: Die Militärmusik spielt einen Tusch - und der Gemeindetag ist eröffnet.