Wien. Der Wald ist zurzeit einer der wenigen Fluchtorte, wenn es darum geht, der Hitze zu entkommen. Doch so mächtig und beständig er scheint, so empfindlich ist er auch. Vor allem die anhaltende Dürre setzt den Bäumen zu und macht sie anfälliger für Käfer- und Pilzbefall. Das falsche weiße Stengelbecherchen etwa, ein kleiner Pilz, bringt die Eschen zu Fall, während sich der hitze- und trockenheitsliebende Borkenkäfer durch die Fichten bohrt. Die heurigen Schäden allein durch den Borkenkäfer werden laut Umweltministerium voraussichtlich ähnlich hoch wie im Vorjahr sein, als dieser 3,5 Millionen Tonnen Holz vernichtete.

Speziell bei den Fichten merkt man die mit dem Klimawandel einhergehende, zunehmende Dürre besonders dramatisch: Die Nadelbaumart, die Anfang der 1990er Österreichs Wälder zu 60 Prozent dominierte, ist mittlerweile nur noch mit einem Anteil von rund 50 Prozent vertreten. Der Bestand der Fichte, die aufgrund ihrer flachen Wurzeln besonders anfällig für Trockenheit ist, schrumpft - und wird bei voranschreitendem Klimawandel weiter schrumpfen. Der Anteil der Eschen ist von vornherein gering und liegt bei nur drei Prozent.

Österreich liegt mit Waldanteil
im europäischen Spitzenfeld

Die Österreichischen Bundesforste (ÖBf), mit rund 600.000 Hektar Wald Österreichs größter Waldbesitzer, setzen daher zunehmend auf Mischwald. Fast die Hälfte Österreichs, eine Fläche von rund vier Millionen Hektar, ist von Wald bedeckt, den laut Forstgesetz von 1975 jeder zu Erholungszwecken betreten darf. Das ist ein höherer Anteil als in den meisten anderen Ländern Europas, und jährlich kommen 30,4 Millionen Vorratsfestmeter dazu. Aber: "Der Wald verändert sich", sagt Pia Buchner von den ÖBf. Aktuell liege der Nadelwaldanteil bei 64 Prozent, es werde sich jedoch in Richtung Laubwald verschieben. Um dem Klimawandel zu begegnen und weil Bäume bis zu 140 Jahre lang wachsen müssen, bis sie erntereif sind, pflanze man schon jetzt hitzeresistentere Arten. Buchen zum Beispiel, derzeit mit einem Anteil von zehn Prozent am zweithäufigsten vertreten, kämen mit Hitze besser zurecht. Im alpinen Raum pflanze man vermehrt Lärchen. Aktuell liege deren Anteil bei 4,5 Prozent.

Der Brotbaum
der Forstwirtschaft

Das Benediktinerstift Admont, das in der Steiermark eine Fläche von rund 18.000 Hektar Wald bewirtschaftet, probiert sich indes im Pflanzen exotischer Arten wie der Douglasie: ein Kieferngewächs aus Nordamerika, das allerdings vor der letzten Eiszeit auch hier heimisch war. Der Wald des Stifts bestehe aber noch immer zu 90 Prozent aus Nadelwald, sagt Oberforstmeister Franz Riegler zur "Wiener Zeitung". Dieser liege nämlich höher als 650 Meter - eine Höhe, in der die Fichte auch ursprünglich vorkam. Erst als der Mensch mit der Forstwirtschaft begann, habe er die Fichte in tieferen Lagen gepflanzt, und zwar exzessiv. "Die Fichte ist der Brotbaum der Forstwirtschaft", sagt Riegler, "weil er immer einfach zu pflegen und zu verwenden war."