Wien. Bereits seit 250 Jahren kann die breite Öffentlichkeit dem Vergnügen im Wiener Prater frönen. 1766 öffnete Kaiser Joseph II. das bis dahin als sein Jagdgebiet dienende Areal den Städtern. Das Jubiläum wird im Vergnügungspark gebührend zelebriert - mit einer neuen Attraktion und speziellen Veranstaltungen. Der diesjährige Saisonauftakt wird im Prater am 15. März begangen.
Bereits am Sonntag findet das - laut Veranstalterangaben "verrücktestes Draisinenrennen der Welt"- auf den Gleisen der Liliputbahn statt. Dabei gehen die Teams mit selbst gebauten Gefährten an den Start. Zum Jubiläum putzt sich auch so manche Sehenswürdigkeiten heraus: So wurden etwa die Gleisanlagen der Liliputbahn nach 88 Jahren erstmals erneuert. Viele Schwellen stammen noch aus der Zeit des Wiederaufbaues nach dem Zweiten Weltkrieg Ende der 1940er Jahre und mussten ebenso getauscht werden.
Die Schienen jedoch sind größtenteils sogar noch Original aus dem Baujahr der Liliputbahn im Jahre 1928. Die neuen Schwellen sind aus Beton, wurden von der Liliputbahn selbst entworfen und werden viele Generationen lang überdauern. Auch werden deutlich schwerere Schienen verlegt, welche den vielen Zügen, die über sie rollen werden, ebenso lang standhalten sollen. Die Bahn verkehrt an Wochenenden immerhin beinahe im Takt einer U-Bahn und gehört damit zu den leistungsfähigsten Schmalspurbahnen Österreichs.
Riesenrad wird saniert
Auch das Riesenrad wird derzeit saniert. Bis Ende Juni erfolgt um rund vier Millionen Euro der Austausch der Waggons. Die neuen Gondeln haben sechs statt vier Fenster und verfügen über Klimaanlage und Heizung. Sie wurden in Abstimmung mit dem Denkmalamt nach Originalplänen von 1897 gefertigt. Die alten Gefährte waren seit 1946 im Einsatz und seien einfach nicht mehr zeitgemäß gewesen, sagte Riesenrad-Geschäftsführer Peter Petritsch. So habe es bereits bei den Türen und Fenstern hineingezogen: "Die Waggons waren nicht für einen Ganzjahresbetrieb gedacht. Nach dem Krieg wurde der Prater im Mai aufgesperrt und ab Oktober war Winterpause."
Die ausgetauschten Exemplare wurden um jeweils 12.000 Euro verkauft. Zugeschlagen haben sowohl Unternehmer - etwa ein Bestatter oder ein Oldtimermuseum - wie auch Privatpersonen, erzählte Petritsch. Auch der Salzburger Extremsportler Franz Müllner zähle dazu. Dieser setzte 2013 im Rahmen eines Rekordversuchs das 244 Tonnen schwere Riesenrad mittels reiner Muskelkraft in Bewegung.
Neues ist heuer im gastronomischen Bereich geplant. Am 1. April eröffnet ein "Rollercoaster-Restaurant" am Riesenradplatz, in dem die Speisen auf Schienen zu den Gästen rattern. Wer es lieber klassisch mag: Das Schweizerhaus sperrt nach der Winterpause ebenfalls am 15. März wieder auf.
Umfangreiches Programm
Im Schnitt besuchen jährlich 4,2 Millionen Menschen den Prater. Im heurigen Jubiläumsjahr werden gar sechs Millionen erwartet. Locken sollen dabei auch unterhaltsame Veranstaltungen. Weitere Termine: Am 9. April wird ein Blumencorso mit geschmückten Oldtimern, Pferdekutschen und Traktoren durch den Prater ziehen. Ab 7. Mai starten auf einem Areal nahe der Wirtschaftsuniversität die "Sommerfestspiele" - mit Veranstaltungen, Fußball-Public-Viewing oder Kinovorführungen. Am 14. August wird der Geburtstag von Kaiser Franz Josef I. mit einem "Praterrummel" begangen. Dabei gibt es Platzkonzerte, Spiele- und Malstationen sowie Fahrpreisermäßigungen. Im Wien Museum startet kommenden Donnerstag "In den Prater! Wiener Vergnügungen seit 1766". Dabei liegt der Fokus auf der Geschichte des Praters. Zu sehen gibt es mehr als 650 Exponate. Das spektakulärste Objekt ist eine vier Meter hohe und 3,5 Tonnen schwere Calafati-Figur, die aber nicht im, sondern vor dem Museum thront. Die Schau läuft bis 21. August. Mit einem gültigen Ticket zur Ausstellung können die Besucher zwischen 10. März und 31. Oktober gratis ins zum Wien Museum gehörende Pratermuseum.