Wien. Am 12. April 1961 absolvierte der sowjetische Pilot Juri Gagarin als erster Mensch einen Weltraumflug. Dieses Ereignis wird heuer zum fünften Mal auch von der österreichischen Weltraumgemeinde gefeiert, mit der vom Verein "Der Orion" organisierten "Yuri's Night" am 12. April im Wiener Planetarium. Die Feier steht heuer unter dem Motto "Frauen im Weltall", weil vor 50 Jahren, am 16. Juni 1963, die Russin Walentina Tereschkowa als erste Frau in den Weltraum reiste, erklärte Eugen Reichl von "Der Orion".
Mittlerweile folgten Tereschkowa knapp 60 Astro- und Kosmonautinnen. Es dauerte aber bis 1982, dass mit Tereschkowas Landsfrau Svetlana Savitskaya wieder eine Kosmonautin startete, die im Juli 1984 auch die erste Frau war, die einen Weltraumspaziergang unternahm. Dritte und erste Amerikanerin war 1983 die Astrophysikerin Sally Ride. Mittlerweile gibt es auch eine erste Britin, Kanadierin, Japanerin, Französin, Iranerin, Südkoreanerin und Chinesin.
Erste deutsche Weltall-Privattouristin
Die erste Deutsche im All will 2014 Sonja Rohde sein, die im Planetarium über ihre Vorbereitung und die geplante Reise erzählen wird. Die Immobilienkauffrau wird als Privatastronautin fliegen, für das Ticket musste sie nach eigenen Angaben 200.000 Dollar berappen. "Ich habe dafür meine Ersparnisse geplündert und einen Kredit aufgenommen", erklärte sie der APA. Für den Zweieinhalb-Stunden-Flug trainiert sie seit acht Jahren, unter anderem in der Zentrifuge: "Beim Wiedereintritt in die Atmosphäre wird das Sechsfache der Erdanziehungskraft auf uns lasten. Man kann kaum atmen, weil diese Kraft wie ein Fels auf die Brust drückt und das Blut aus dem Kopf saugt", so Rohde. Dafür genoss sie das Schwerelosigkeitstraining offensichtlich umso mehr: "Wir haben uns zusammengerollt und uns gegenseitig wie einen Ball zum Spielen benutzt", erzählte sie.
Etwa zehn Prozent aller Astronauten sind Frauen, schätzt Reichl, der bei EADS Astrium in München arbeitet. "Das ist keine große Zahl, entspricht aber vielleicht dem, wie stark Frauen auch in Ingenieursberufen vertreten sind", sagte er. In der ersten Zeit wurden die Raumfahrer aus dem Testpilotenkader ausgewählt, damals eine reine Männerdomäne. Erst als man auch Wissenschafter brauchte, bekamen mehr Frauen die Chance ins All zu reisen. Einen geschlechtsspezifischen Vor- oder Nachteil hätten Frauen bei der Raumfahrt nicht, meinte er.
Reise ins Ungewisse
Yuri Gagarins Premiere sei, wie alle anderen Raumflüge der Anfangszeit, eine Reise ins Ungewisse und ein ziemliches Hasardspiel gewesen, so Reichl, "denn damals ist jede dritte Trägerrakete explodiert". Auch habe man vor dem ersten Flug nicht gewusst, ob man im Raum desorientiert ist oder sonstige Beschwerden dem Piloten die Handlungsfähigkeit rauben. Doch diese hätten sich freiwillig gemeldet, getrieben von Freude am Risiko, um Erster zu sein und aus Nationalstolz.
Während die Sowjets in den frühen 1960er-Jahren alle Rekorde einheimsten – der erste Mann und die erste Frau im All sowie die erste Raumstation, wähnt Reichl die Amerikaner seit der Mondlandung 1969 von Neil Armstrong und Buzz Aldrin im All führend. Auch die Chinesen seien nicht zu unterschätzen, sie würden sich "gemächlich aber mit Gewicht" in der Raumfahrt etablieren. "Ich bin heute überzeugt: Der nächste Mensch auf dem Mond wird ein Chinese sein", sagte Reichl. Die Europäer findet er in der Raumfahrt "ideenlos", und im Vergleich zu ihrer Wirtschaftsmacht zu wenig im All vertreten.
Der erste und einzige Österreicher im Weltraum war der "Austronaut" Franz Viehböck. Der Elektrotechniker flog am 2. Oktober 1991 zur Raumstation "Mir" und kehrte nach sieben Tagen und 22 Stunden wieder zur Erde zurück.
Die "Yuri's Night" im Planetarium Wien beginnt um 18.00 Uhr, der Eintritt ist frei. Am Programm stehen Vorträge, ein Podiumsgespräch, die Verleihung des "Polarstern Preises" des österreichischen Weltraum Forum (ÖWF) und eine multimediale Sternenshow. Unter anderem wird die in Harvard und Heidelberg forschende Österreicherin Lisa Kaltenegger über ihre Suche nach Planeten bei fernen Sonnen erzählen. Bereits heute, Donnerstag, zeigt das Top Kino um 19.30 Uhr den Film "Fliegerkosmonauten".