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Privat-Konkurrenz im Orbit

Von Ines Scholz

Raumfahrt

Hoffnung auf Milliardenaufträge des US-Militärs durch Preisdumping.


Cape Canaveral. An Courage und Erfindungsreichtum hat es Elon Musk nie gefehlt. "Angst reitet nicht auf einem Esel", lautet der Lieblingsspruch des schillernden US-Unternehmers mit südafrikanischen Wurzeln. Das Lebensmotto des 42-Jährigen, gepaart mit dem Ehrgeiz, seine teils utopisch anmutenden Ideen auch in die Tat umzusetzen, haben dem Erfinder des ersten batteriebetriebenen Tesla-Sportflitzers auch finanziell einen Höhenflug beschert. Doch Musk will noch höher hinaus. Mit SpaceX, dem von ihm 2000 gegründeten Raketentechnik-Unternehmen, will er das lukrative Satellitengeschäft kräftig aufmischen. Und hofft dabei auf Milliardenaufträge auch des US-Militärs.

Seinem ehrgeizigen Ziel ist SpaceX nun einen großen Schritt näher gekommen. Nach zweimaligem Aufschub hat eine Rakete des Privatunternehmens erstmals einen Kommunikationssatelliten ins All befördert. Die zweistufige Falcon-9-Rakete mit dem Luxemburger SES-8-Satelliten startete am Dienstag um 23.41 Uhr MEZ in Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida. 14 Minuten später brachte sie den 3,2 Tonnen schweren und 100 Millionen Dollar teuren Satelliten auf eine besonders hohe Umlaufbahn von 80.000 Kilometer. Von da aus kann er treibstoffsparend seinen endgültigen Orbit in einer Höhe von etwa 36.000 Kilometern selbst erreichen.

Satellit SES-8 soll unter anderem für Fernsehübertragungen und Telekommunikationsanwendungen in den Ländern Indien, China und Vietnam genutzt werden. Bisher hatten sich SES und andere Unternehmen vornehmlich der europäischen Ariane- oder der russischen Proton-Raketen bedient, um ihre Satelliten in den Orbit befördern zu lassen. Doch SpaxeX will es künftig weitaus billiger machen - und damit die Konkurrenz ausbooten. Es winken dutzende Milliarden: Nach Angaben der Satellite Industry Association (SIA), einem Zusammenschluss von Satellitenbetreibern, setzte der Wirtschaftszweig im Vorjahr fast 190 Milliarden Dollar um. Davon machten rund 90 Milliarden allein Fernsehsatelliten aus. Der Marktanteil der USA liegt bei 45 Prozent.

Nasa setzt auf Musk

"Unsere Preise sind die günstigsten der Welt", warb Musk anlässlich des Starts für seine technisch verbesserte Falcon-9. Allerdings soll SpaceX dem Luxemburger Unternehmen, das erstmals einen Privatanbieter nutzte, einen ansehnlichen Rabatt gewährt haben; wie viel, verrieten weder Musk noch SES, doch dürften die Luxemburger rund 55 Millionen Dollar hingeblättert haben - deutlich weniger als die russische Raumfahrtagentur Roskosmos oder die European Space Agencay (ESA) verlangen, schreibt Reuters.

Falls die Mission erfolgreich abgeschlossen wird, hofft SpaceX künftig auch US-Militärsatelliten in den Orbit befördern zu dürfen. Das Monopol dafür hat bisher die United Launch Alliance, ein Partnerunternehmen von Boing und Lockheed Martin.

Einen Auftrag der Weltraumbehörde Nasa im Wert von 1,6 Milliarden Dollar konnte Musk 2012 an Land ziehen. SpaceX schrieb damals Geschichte: Im Mai war die unbemannte Raumkapsel "Dragon" als erstes privates Raumschiff an die Internationale Raumstation ISS angedockt. Die Nasa hatte 2011 ihr Shuttle-Programm eingestellt, die russische Weltraumflotte musste einspringen. Ende September schließlich wurde von SpaceX der erste Wettersatellit ins All gebracht - Kanadas "Cassiope".

Wer glaubt, dass Musk mit seinen SpaceX-Visionen ausgelastet ist, der irrt. Der Initiator von PayPal träumt davon, in der weiteren Zukunft Mars-Flüge für Touristen anbieten zu können - und er will in seiner Heimat Kalifornien Schwebekapseln bauen, die mit 1200 Kilometern pro Stunde zwischen Los Angeles und San Francisco hin- und herfahren.