Köln/Wien. Nachdem sich der Komet "Ison" Ende November bei seinem Vorbeiflug an der Sonne gemeinsam mit den großen Erwartungen an eine spektakuläre Himmelserscheinung in Staub aufgelöst hat, ist nun ein anderer Komet aus seinem Schatten getreten. "Lovejoy" ist unter bestimmten Bedingungen im Dezember noch ganz gut zu sehen - von der Erde, oder aber vom Flugzeug aus.
Herkules, Nördliche Krone, Bärenhüter: Keine nordische Heldensaga, sondern der scheinbare Kurs eines von National Geographic Channel organisierten Beobachtungsfluges am Wochenende. In 12.500 Metern Höhe hatten die Passagiere in mehreren lang gezogenen Schleifen über Belgien und den Niederlanden die Gelegenheit, weitgehend abseits der irdischen Lichtverschmutzung einen Blick auf "Lovejoy" zu erhaschen.
Der Komet mit der offiziellen Bezeichnung "C/2013 R1" wurde im September 2013 vom australischen Amateurastronomen Terry Lovejoy entdeckt. In der Früh steht er hoch am Osthimmel und wandert vom Sternbild der Jagdhunde, direkt unterhalb des Großen Wagens, ins Sternbild Bärenhüter, auch Bootes genannt.
Sehen oder Nichtsehen?
Die gewählte Flugroute sollte den Passagieren auf beiden Seiten des Flugzeugs ausreichend Gelegenheit bieten, einen Blick auf den Kometen zu erhaschen. Dazu musste man sich zur Abschirmung gegen die zwar sehr geringe, aber doch leicht störende Kabinenbeleuchtung mit einer schwarzen Decke verhüllt in eine relativ unbequeme Pose begeben, um den Feldstecher steil nach oben richten zu können. Irgendwo links vom Sternbild Nördliche Krone in Form eines seitenverkehrten "C" war "Lovejoy" mit etwas Glück zu erblicken.
Ein Glück, das aber dem Anschein nach nur wenige hatten. "Ich gebe zu, ich habe ihn nicht gesehen", war ein nach dem Flug nicht selten gehörtes Geständnis. Wer "Lovejoy" doch ins Blickfeld bekam, sah einen kleinen Punkt mit langem Schweif, der jedoch aufgrund seiner im Vergleich zu ISON deutlich geringeren Helligkeit inmitten des Sternenhimmels nur schwer auszumachen war.
Der Schweifstern kreist auf seiner stark elliptischen Bahn einmal in 346 Jahren um die Sonne und wird seinen sonnennächsten Punkt mit rund 120 Millionen Kilometern am 22. Dezember erreichen. Seinen erdnächsten Punkt hat Lovejoy bereits am 20. November mit knapp 60 Millionen Kilometern Abstand passiert.
Beobachtung schwierig, aber möglich
Für Beobachtungen sollte man sich darum beeilen, erklärte Alexander Pikhard von der Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie (WAA): "Am 17. Dezember haben wir Vollmond und so eine Woche vorher und nachher ist das Beobachten von dem Kometen schon sehr eingeschränkt. Wenn es dann wieder dunkle Nächte gibt gegen Ende Dezember ist er schon erheblich schwächer zu sehen als jetzt." Notwendig ist aber auf jedem Fall zumindest ein Feldstecher.