Los Angeles/Wien. (gral/ag) Schon seit langem vermuteten Astronomen, dass sich ein gigantisches Gasnetz über das gesamte Weltall erstreckt. An dessen Knotenpunkten sind die sichtbaren Galaxien wie etwa die aus Milliarden Sternen bestehende Milchstraße, in der sich unser Sonnensystem mit der Erde befindet, entstanden.

Zwei unterschiedliche Gaswolken , aufgenommen vom Very Large Telescope des ESO. - © ESO
Zwei unterschiedliche Gaswolken , aufgenommen vom Very Large Telescope des ESO. - © ESO

Erstmals ist es nun Wissenschaftern um Sebastiano Cantalupo von der Universität von Kalifornien in Santa Cruz gelungen, solche Gasnetzfasern aus Wasserstoffatomen, die sogenannten Filamente, die zwischen Galaxien- und Superhaufen liegen, zu erspähen.

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Leuchtkräftigste Objekte

Hilfreiche Unterstützung bekamen die Astronomen vom Licht eines sogenannten Quasars. Quasare, in diesem Fall mit der Bezeichnung UM 287, sind die Kerne aktiver Galaxien, supermassereiche schwarze Löcher, die Materie verschlingen und dabei enorm viel Energie aussenden. Trotz ihrer großen Entfernung erscheinen Quasare relativ hell. Damit gehören sie auch zu den leuchtkräftigsten Objekten im Universum und dienen den Wissenschaftern wie im aktuellen Fall als natürliche Lichtquelle.

"Das Licht des Quasars ist wie der Strahl eines Scheinwerfers", erklärt Sebastiano Cantalupo. "In unserem Fall haben wir das Glück, dass dieser Scheinwerfer direkt auf ein Filament des kosmischen Netzwerks gerichtet ist und dessen Gas zum Leuchten bringt." Bisher bestätigten zwar immer wieder Messungen die Existenz eines solchen Gases, aber die Struktur der nun gesichteten Filamente blieb bis dato im Verborgenen.

Die nun durch das Quasarlicht in Erscheinung getretene Gaswolke mit einem Durchmesser von insgesamt zwei Millionen Lichtjahren - ein Lichtjahr entspricht ungefähr zehn Billionen Kilometer - ist mindestens zweimal so groß wie jeder zuvor entdeckte Nebel im Universum. Und sie erstreckt sich noch weit über die galaktische Umgebung des Quasars hinaus, beschreibt Sebastiano Cantalupo in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Nature".

Dunkle Materie

Seit dem Urknall durchzieht dieses Netz aus Gasfilamenten das Universum, das einen Großteil aller existierenden Wasserstoffatome enthält. Vorwiegend besteht es aus sogenannter Dunkler Materie. Nur mit ihrer angenommenen Existenz können Astronomen die Bewegung der sichtbaren Materie erklären. Mit ihrer Schwerkraft habe die Dunkle Materie, so die Wissenschafter, das intergalaktische Gas eingefangen.

Aufgrund der aktuellen Beobachtungen schätzen die Forscher um Cantalupo, dass die Gasmenge mindestens zehnmal größer ist, als Computersimulationen bisher ergeben haben. Von ihren Ergebnissen erhoffen sich die Wissenschafter, mehr über die Geburt von neuen Sternen oder sogar Galaxien erfahren zu können.