Wien. Wenn man von Trennungen spricht, dann gibt es physikalisch gesehen zwei verschiedene Arten davon: die glatte Trennung oder die Quetschung. "Und da sind wir bei einem Punkt, wo alle Österreicherinnen und Österreicher ein großes Problem haben - nämlich: Wie schneide ich Brot, wie schneide ich eine Zwiebel, wie schneide ich Fleisch richtig", erklärt Experimentalphysiker Werner Gruber der "Wiener Zeitung".

Denn dem Physiker zufolge verfügen sie selten über das geeignete Werkzeug, um Dinge fachgerecht zu trennen. "Für jede Trennung ist es notwendig, entweder das psychologische Werkzeug dabei zu haben oder eben das maschinelle, wenn es um Brot, Zwiebel oder Fleisch geht", betont Gruber. Zum Beispiel würden viele Haushalte zum Zwiebelschneiden sogenannte Zick Zack Zillis verwenden - Geräte, mit denen man Zwiebel in einem abgeschlossenen Gefäß zerhacken kann, um so den Tränen in die Augen drückenden Zwiebelausdünstungen zu entgehen.

Auch Atome sind soziale Wesen, meint Werner Gruber. - © Rösner
Auch Atome sind soziale Wesen, meint Werner Gruber. - © Rösner

"Mit diesen Geräten erfolgt eine Zerteilung der Zwiebel in einem Keilverfahren. Das heißt, die einzelnen Zellen der Zwiebel werden sehr stark gequetscht, was dazu führt, dass die Zwiebel stark beschädigt wird und in einem Gulasch oder sonst wo einen unerwünschten bitter-süßlichen Geschmack verursacht", so Gruber.

Die meisten Menschen würden außerdem ihr Brot nicht schneiden, sondern mit starkem Druck von oben nach unten versuchen, das Messer mit viel Kraft durch das Brot zu drücken - "bis sich das Brot erbarmt und ein grobes Stück fallen lässt". Korrekt schneiden würde man laut Gruber nur in einem sogenannten spanabhebenden Verfahren: "Ganz kleine Sägezähne - auch wenn sie nicht sichtbar sind - reißen aus dem Brot ganz kleine Krümel heraus: Das ermöglicht einen feinen Schnitt. Die meisten Menschen haben aber kein vernünftiges Messer zu Hause."

Dasselbe gelte für die Zwiebel: Mit einem klaren Schnitt würden zwar auch einzelne Zellen verletzt, aber bedeutend weniger als mit dem Keilverfahren. "Und das ist eigentlich das, worum es bei einer Trennung immer geht: Sie sollte möglichst unblutig und unkompliziert über die Bühne gehen." Eine Ausnahme sei die Kräuterwippe, denn bei Gewürzen sei es ja erwünscht, dass die Aromen herauskommen. "Deswegen benutzt man ja auch Mörser - da geht es nicht um Trennung, sondern um Aufbereitung."

Die Axt des britischen Parlaments

Dasselbe Prinzip gilt laut Gruber im Übrigen auch für Trennungsmethoden, derer man sich etwa auch auf Baustellen bedient. Stichwort Trennscheibe oder umgangssprachlich auch "Flex" genannt. "Ob man mit einer Trennscheibe, einem Sägeblatt oder einem gezackten Messer schneidet, es beruht alles auf einem physikalischen Prinzip. Mit einer Axt hat man das Keilverfahren - man zerteilt damit das Holz, aber man zerschneidet es nicht damit. Also noch einmal: Wenn ich eine glatte Trennung haben will, nehme ich eine Trennscheibe, wenn ich so etwas wie den Brexit haben will, arbeite ich mit einer Axt. So gesehen ist Theresa May die Axt des britischen Parlaments."