Enttäuschte Erwartungen können auch äußerst erfreulich sein. Simpel ist gar kein Ausdruck für die Bühne von "Romeo und Julia". Ein Brett, mehr nicht; keine Dekoration, kein Bühnenbild, auch wenn die Kulisse des Palais Pötzleinsdorf stilgerecht für das Stück ist. Und dann überhaupt: "Romeo und Julia". Abgedroschen, tausend Mal gesehen, oder zumindest tausend Mal davon gehört. Nichts Größeres zu erwarten also, möchte man meinen - und würde heftig irren. Denn das, was die Open House Theatre Company liefert, ist wunderbares Freilufttheater.

Die einfache Bühne erweist sich als ideal, wird das Publikum doch nicht von den Schauspielern abgelenkt, die man als mitreißend bezeichnen muss. Sie erwecken die berühmteste Liebesgeschichte der Welt zum Leben. Regisseur Eric Lomas hat sich nette Details für die Modernisierung einfallen lassen. Romeo (beeindruckend Chris Aguilar) ist ein Softie, der in romantischen Stunden zur Gitarre greift. Seine Spezln sind ein paar Kids, die gerne feiern. Nebenbuhler Paris (witzig Alex Scott Fairley) ist ein Wall Street Journal lesender Wirtschaftler der Marke trotteliger Buchhalter. Julia (neckisch Julia C. Thorne) auf der anderen Seite ist ein Teenie, der sich schon einmal gerne zu Hause mit Kopfhörern und iPod zurückzieht. Ihre Mutter (herrlich zerstört Maria Lohn) ist dem Vater komplett unterworfen und hat sich in Alkohol und Nikotin geflüchtet, während um sie herum das Drama seinen Lauf nimmt.

Das Stück vom Ensemble tagesabhängig sowohl auf Englisch, als auch auf Deutsch aufgeführt. Einen Besuch wert.